
Nicht nur Paris und die amerikanischen Großstädte dürfen sich rühmen, großartige Kaufhäuser zu besitzen, sondern auch unser Vaterland und speziell Berlin weist ein solch ungeheures Magazin auf, in für alle Bedürfnisse des Menschen, soweit sie sich auf die Schmückung seines Äußeren und die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens beziehen, gesorgt ist.
Der Umstand, daß diese Berliner Firma vor kurzem ihr fünfzigjähriges Bestehen gefeiert hat, läßt einen Blick auf ihre Geschäftstätigkeit tunlich erscheinen, die aus eigener Anschauung kennen zu lernen kein Fremder versäumt. In der Tat gestaltet sich ein Besuch in dem in der Breitenstraße zu Berlin befindlichen Geschäftslokale der Firma Rudolf Herzog zu einem amüsanten Zeitvertreibe. Gleichviel ob man wenig oder viel kauft, ein Fünfzigpfennigstück oder einen Tausendmarkschein an der Kasse niederlegt – jeder Besucher ist willkommen und wird mit vollendeter Courtoisie empfangen; diensteifrige Führer geleiten ihn in diejenige Waren-Abteilung, welcher die Erfüllung seines Begehrens obliegt. Da gehts dann Trepp auf Trepp ab, durch lange, reichdekorierte Säle, an deren Wänden die Regale mit den verlockend ausschauenden Waren gefüllt sind. Das Einfache und Kostbare ist gleich vertreten, prunklose Leinwand und glänzend schillernde Seide, derbe Wollstoffe und zarte Spitzengewebe, Wäsche, Gardienen, Möbelstoffe, Decken, Teppiche, Schirme, all die zahllosen kleinen Gegenstände, die zur Ausstattung einer Dame gehören oder das Heim behaglich zu machen bestimmt sind, werden in größter Auswahl und zu mäßigen und festen Preisen ausgeboten.

Unsere Bilder geben von dem Treiben in dem Geschäftslokal eine Vorstellung, selbstverständlich dominieren unter den Kauflustigen die Damen, aber auch die Herren gehen gerne zu Herzog, da sie wissen, daß dort ihre Unkenntnis in diesen Dingen nicht ausgebeutet wird. Nicht nur die Berliner Bevölkerung, sondern auch die Bewohner der Provinzen sind ständige Kunden der Firma, welche täglich eine Unzahl an Postsendungen fortschickt.
Daß die Jubelfeier einer solchen Weltfirma großartige Dimensionen annehmen mußte, daß sich nicht nur die Freunde des Hauses, sondern auch die Behörden zur Beglückwünschung des Jubilars einstellten, wird jeder begreiflich finden. Rudolf Herzog, ein Großkaufmann im vollsten Sinne des Wortes, durfte mit Stolz auf die fünfzig Jahre seiner Tätigkeit zurückblicken; das Erreichte ist sein eigenes Werk, das ihm nicht nur Gewinn, sondern auch zahlreiche Anerkennung gebracht hat. In den zahlreichen Ehrengaben, welche zur Jubelfeier eintrafen, sprach sich die Beliebtheit des Chefs der Firma aus. Kaiser Wilhelm verlieh dem Chef der Firma zum Zeichen seiner Huld den Kronenorden zweiter Klasse. Auch Fürst Bismarck sandte seinen Glückwunsch. Staatssekretär von Stephan sprach in seinem Glückwunschschreiben seinen Dank aus für die Spende von 25.000 Mark, welche Herr Herzog zur Verteilung an bedürftige Hinterbliebene von Angehörigen der Reichspost- und Telegraphenverwaltung zur Verfügung gestellt hatte. Die Kaufmannschaft Berlins schloß sich den Gratulanten an und ließ durch ihre Ältesten dem Jubilar eine prachtvoll ausgestattete Adresse überreichen. Den Dank, den dieser abstattete, war nicht minder großartig – eine Reihe von Festen diente dazu, den Freudentag zu verherrlichen, und reiche Spenden bewiesen den hochherzigen Sinn des Gefeierten. Äußerlich trat das Ereignis auch dadurch zu Tage, daß Herr Herzog sein Haus in überaus reizvoller Weise illuminieren ließ und so den Berlinern eine Augenweide bot, die stets willkommen ist. Wir geben in unserem Bilde eine Darstellung der grandiosen Lichtwirkung, welche diese Illumination hervorrief.
Jetzt sind die Feste wieder verrauscht, die Tagesarbeit ist in ihr Recht getreten und emsige Hände schaffen weiter in den glänzenden Räumen, die einer Großstadt zur Zierde gereichen. Die Firma, welche in der Beliebtheit und dem allgemeinen Vertrauen in der Realität ihrer Geschäftsprinzipien die beste Bürgschaft für ein weiteres glückliches Gedeihen besitzt, wird auch in dem neuen Zeitabschnitt, der für sie heranbricht, den alten Erfolgen neue Triumphe hinzufügen. P.D.
