Die Eroberung des Wilden Westens, 1930

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„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“

Dieses Sprichwort hat nicht mehr seine volle Gültigkeit. Heute geht das Reisen so schnell, glatt und anstandslos vor sich, daß es nicht einmal bei besonders langen Reisen viel zu erzählen gibt.
Eine lange Reise wäre zum Beispiel die Fahrt von Hamburg zur Zeppelinwerft an den Bodensee, da sie ja doch quer durch Deutschland führt. Mehr als das Sechsfache länger wäre allerdings eine der gewaltigsten Landstrecken und zwar die Fahrt von San Francisco nach New York. Der Reisende muß dabei ganz Nordamerika durchqueren. Aber beide Fahrten kann man heute bequem im Expreßzug zurücklegen.

Noch im Jahre 1850, als bei uns schon die Eisenbahnen rasselten, brauchte man zu dieser Reise in Amerika 24 Tage zu Pferde und mit der Postkutsche, weil es dort erst auf kurze Strecken Bahnen gab.

Schon zehn Jahre später war das Eisenbahnnetz bedeutend stärker ausgebaut. Da war es möglich, dieselbe Strecke schon in zehneinhalb Tagen zurückzulegen.

Das Jahr 1876 bedeutete einen wichtigen Markstein in der Verkehrsgeschichte Nordamerikas. Damals wurde die Pazifikbahn eröffnet und in Betrieb genommen. Sie führte den Reisenden in 100 Stunden von New York nach San Francisco oder umgekehrt.

Im Jahre 1929 war die Stundenzahl durch die erhöhte Geschwindigkeit der Expreßzüge auf 85 Stunden herabgedrückt worden. Aber dem Menschengeist und der Menschenhast waren mittlerweile 85 Stunden zuviel geworden und das Dampfroß erschien schon viel zu langsam.
Das Flugzeug mußte seine Dienste antreten. Es durchmißt die Riesenstrecke in 32 Stunden.

Vor rund 80 Jahren lag San Francisco von New York eine Reisestrecke von 24 Tagen entfernt. Heute (1930) kann man von der einen in die andere Stadt in weniger als anderthalb Tagen gelangen. 1930

Anm.: Heute (2018) beträgt die Flugzeit  fünf Stunden und 21 Minuten

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