Ein erloschener Studenten­brauch, 1910

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Das „Hutschen“ gehörte früher zu den häufigen studentischen Gebräuchen.
Es war das eine Art von Brüderschaftstrinkens, wobei beide Teile alles, was sie im Augenblick auf und an dem Leibe hatten, also auch Degen, Uhren, Ringe und Börsen, tauschten.

Studenten 1910

Gewöhnlich fügte sich der jüngere Student und gab seine schönen Kleidungsstücke, die Wäsche samt Ring, Uhr, Degen und Börse dem älteren Hutschbruder, während er selbst nun die von dem älteren zu diesem Zweck besonders ausgesuchten fadenscheinigen Kleider, die Wäsche und höchstens noch eine völlig leere Börse erhielt und dann noch obendrein ausgelacht und ironisch als ein jetzt erst für das Studentenleben Hoffnung gebender junger Mann belobt ward.

Zuweilen wurde auch eine Hutschung bloß im Interesse der Belustigung vorgenommen, wenn ein sehr großer Student einem sehr kleinen das Hutschen anbot, und dann der eine mit Ärmeln, die kurz unter dem Ellenbogen aufhörten, und der andere mit den am Boden nachschleppenden Rockschößen nach Hause ging.

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