Staub­verhütung auf Straßen, 1907

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Es wird sich noch zeigen, welche Ansicht sich durchsetzt!

Die Klagen über den Automobilunfug mehren sich von Tag zu Tag, und das Ergebnis der letzten Wettfahrten ist beispielsweise ein solches gewesen, daß die allgemeine Stimmung jetzt gebieterisch fordert:

Es dürfen Automobilrennen auf öffentlichen Straßen überhaupt nicht mehr gestattet werden!

Gewiß mag man dem Sport in vernünftigen Grenzen sein Recht lassen, obwohl – wie die Nationallib. Korrespondenz mit Recht betont – es sich dabei bisher in der Hauptsache doch nur um eine Ergötzung reicher Leute handelt, die von dem großen Publikum unangenehm empfunden wird, dem man zumutet, den im Zeitalter der Hygiene wenig angebrachten, vermehrten Staub zu schlucken und die üblen Gerüche einzuatmen.
„Je weniger aber die glücklichen Automobilbesitzer von sich selber aus Maß halten und Remedur gegen Übelstände schaffen, umso nachdrücklicheres und rascheres Einschreiten der Behörden und der Gesetzgebung muß eintreten.“

Wer die Staubwolken gesehen und- eingeschluckt hat, die durch das tolle Dahinrasen der Automobilisten auf unseren Landstraßen erzeugt werden, wird zugeben, daß die Frage der Staubverhütung eine Brennende ist.

Die bisher versuchten Mittel: Sprengen mit Wasser oder Öl, Teeren der Straßen, Bestreuen mit Viehsalz, sollen sich als nicht wirksam genug erwiesen haben., auch scheiterte ihre allgemeine Anwendung an den zu hohen Kosten.
Eine Erfindung, die der Geschäftsführer der Luftheizungswerke Schwarzhaupt, Spieker & Co. Nachf. G.m.b.H., Frankfurt a. M., L. Klamberg, in Deutschland und in vielen Kulturstaaten zum Patent angemeldet hat will der Staubplage entgegentreten.

Durch das Anbringen eines von dem Motor des Autos betriebenen Apparates, der mittels vier Mundstücken den aufgewirbelten Staub hinter den Rädern aufsaugt, niederschlägt, netzt, knetet und als kompakte Masse wieder fallen läßt. Der Apparat funktioniert angeblich absolut sicher, erfordert wenig Kraft- und Betriebskosten und kann auch dahin erweitert werden, daß die ungenügend verbrannten Benzindämpfe ebenfalls aufgesaugt und durch geeignete Verbrennung unschädlich macht.

Das zweite Mittel soll ein Straßenstaubsaugwagen sein,der durch eine, einer Kehrmaschine ähnliche Einrichtung den Staub aufwirbelt, in Wasser, das ein Bindemittel enthält, niederschlägt und an geeigneter Stelle ablädt.
Es bleibt noch abzusehen, welche Methode sich durchsetzen wird.

Neues vom Büchermarkt 1907:

Die wundersame Reise des Nils Holgerson. Selma Lagerlöff

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