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Staub­verhütung auf Straßen, 1907

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Es wird sich noch zeigen, welche Ansicht sich durchsetzt! Die Klagen über den Automobilunfug mehren sich von Tag zu Tag, und das Ergebnis der letzten Wettfahrten ist beispielsweise ein solches gewesen, daß die allgemeine Stimmung jetzt gebieterisch fordert: Es dürfen Automobilrennen auf öffentlichen Straßen überhaupt nicht mehr gestattet werden! Gewiß mag man dem Sport in vernünftigen Grenzen sein Recht lassen, obwohl - wie die Nationallib. Korrespondenz mit Recht betont - es sich dabei bisher in der Hauptsache doch nur um… Read more.

Geheimmittel aus neuerer Zeit, 1907

Leider fällt das Publikum trotz aller Bemühungen von Ärzten und Behörden, es über den Schwindel aufzuklären, den die Geheimmittelfabrikanten treiben, noch immer auf die geschickt und in großem Umfang betriebenen Reklamekünste herein, und so darf man sich nicht wundern, zahllose derartige Mittel gegen alle möglichen Krankheiten und Leiden anzutreffen.


Da ist zum Beispiel ein in allen verbreiteten illustrierten Zeitschriften wiederkehrendes, eine halbe Seite einnehmendes Inserat, in dem Dr. Hartmann´s „Antineurasthin“ („Nervennahrung“) gegen alle erdenklichen Gehirn- und Nervenleiden empfohlen wird. Für 3 Mark erhält man eine Blechdose mit 24 runden, je 2g schweren Pastillen. Sie bestehen im Wesentlichen aus einer Mischung von trockenem Eigelb, Milchzucker und Kleber mit wenig Stärke, Dextrin und aromatischen Geschmacksverbesserern. Das diese Pastillen bei einigermaßen ernsten Nervenerkrankungen einen positiven Heilwert haben ist ganz ausgeschlossen. Ein gewisser Nährwert soll dem Präparat nicht bestritten werden, nur ist es jedenfalls sehr viel nützlicher, sich für 3 Mark frische Eier zu kaufen, die durch ihren Gehalt an Lezithin für nervös Geschwächte unter Umständen den Wert eines diätetischen Heilmittels für sich beanspruchen können.

Von einer Firma Siegmund Lewin&Co wird neuerdings eine „Nervenheilzigarre“ als vorzügliches Mittel gegen Schlaflosigkeit, Kopfschmerz und andere nervöse Erscheinungen in den Handel gebracht und sogar von einem Arzt empfohlen. Der Vertrieb erfolgt durch Zigarrengeschäfte. Die Untersuchung ergab, daß es sich um Zigarren mittlerer Qualität handelt, die eine Behandlung mit einer Bromverbindung erfahren haben. Jede Zigarre im Gewicht von 4g enthielt durchschnittlich 0,091g Brom; davon gingen nur minimale Mengen (je 0,0026g) in den Rauch über. Von einer heilkräftigen Wirksamkeit so geringer Brommengen kann natürlich nicht die Rede sein.

Besonders gut zu rentieren scheint sich das Geschäft mit angeblich elektrischen Apparaten nach Art der früher mit viel Reklame empfohlenen „Krankenschwester-Volta-Uhr“ oder dem „Elektro-Volta-Kreuz„. Jetzt sind es angeblich elektrische Gürtel und elektrische Ketten, ein elektrischer „Regenerator„, elektrische Frottierapparate ect. denen mit unglaublicher Frechheit die erstaunlichsten Heilerfolge beim bloßen Tragen auf dem Körper von Seiten ihrer Verkäufer nachgesagt werden. Die durch alle diese verschiedenen Apparate am Körper erzeugten Ströme sind so gering, daß von irgendeiner Heilwirkung durch dieselben keine Rede sein kann. Und selbst diese schwachen Ströme verlieren sich bald, wenn der Apparat einige Zeit getragen ist. Dabei ist der Preis für diese Wunderdinge ein schwindelhaft hoher, für Einzelne von Ihnen, besonders die von England und Frankreich her empfohlenen, werden bis 200 Frcs verlangt. 1907

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