Schlagwort: 1912

Lebensmittelnot in Österreich, 1912

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 Die jetzt grassierende Lebensmittelnot, die in Österreich ganz besondere Dimensionen angenommen hat und die die auf dem ganzen Kontinente bestehende Teuerung noch zu einer spezifisch österreichischen gestaltete, macht sich natürlich in den hauptsächlich von Proletariern bewohnten Bezirken, Hernals, Ottakring und Favoriten am fühlbarsten geltend. 

Von der Anschauung ausgehend, daß hier direkte Hilfe am notwendigsten ist und daß bei Sammlungen und Geldverteilungen zu sehr die Gefahr besteht, daß reine Schmarotzer-naturen und sonst der Unterstützung Unwürdige den wirklich Bedürftigen die Gelegenheit zur Aufbesserung ihrer notleidenden Lage entziehen, hat der Verein sich veranlaßt gefühlt, eine öffentliche Brotverteilung vornehmen zu lassen. Der Verein verteilt in Favoriten und Hernals täglich 200 Laib Brot an einem bestimmten Orte, Gasthausgarten und dergleichen. Unser Bild zeigt die Brotverteilung in dem Gasthausgarten Petersilka in Hernals. Bei der großen Anzahl der Notleidenden aber ist dies wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, während das Ausmaß der dem Vereine zur Verfügung stehenden Mittel die großzügigere Inangriffnahme dieser Aktion nicht möglich machen kann. Es ist sicher ein Gebot der Nächstenliebe für die bessersituierten Mitbürger, diesem edlen Beispiel werktätig nachzustreben.

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Das Aeroplan­roulette, 1912

Ein interessantes Roulettespiel scheint sich jetzt in den Pariser Spielsalons einzubürgern. Es ist das „Aeroplan-Roulett“, das in der Hauptsache in einem geschickt gemachten, durch mehr oder minder starke Umdrehungen in rotierende Bewegung zu bringenden Mignon-Flugapparat und einem, in 6 Teile sich gliedernden Kreise besteht, auf dem das Flugzeug dann landet. Die 6 Teile des Kreises sind nach den hervorragendsten europäischen Staaten benannt. Landet der „Rouletteaeroplan“ auf dem Abschnitt Frankreich, so hat beispielsweise der- oder haben diejenigen gewonnen, die auf Frankreich gewettet hatten.

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Verkehrschilder in Amerika, 1912

Es gibt eine Kurve auf der größten Automobilstraße in Illinois, die schon unzähligen Automobilisten zum Verhängnis geworden war.

Sie kamen in ihrem Ford herangeprescht wie der Wind, und das ging so lange gut, bis die Kurve erschien, welche die meisten einen Abhang von fünfzehn Meter Höhe hinabbeförderte. Da stellte der Staat Warnungstafeln auf. Und seit der Zeit kommen an der Kurve durchaus keine Unfälle mehr vor.

Was steht auf den riesigen Warnungstafeln?
Auf der ersten, dreißig Meter lang, steht bloß: „Achtung!“
Auf der zweiten dasselbe Wort.
Auf der dritten: „Kurve kommt!“
Dann: „Lebensgefahr!“
Und auf der letzten: “ Die Bestattungskosten sind im Voraus zu bezahlen!“

Der Schauerlichkeit dieses Arguments können sich auch die wildesten „Autler“ nicht verschließen….; 1912

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Milde Gaben für unsere Telefon­damen,1912

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 Leider reicht der enge Raum unsrer Zeitschrift nicht aus, unserer Meinung über das Wiener Telefon einigermaßen erschöpfend auszusprechen. Auch ist der Wortschatz der deutschen Sprache zu gering, um für diesen jämmerlichsten aller Zustände auch nur ein Halbdutzend wirklich charakterisierender Ausdrücke zu finden. Die wenigen, die es gibt, muß man als Mensch von Art und Sitte füglich meiden. Aber da wir uns einmal mit dem Wiener Telefon zu befassen begonnen haben, gedenken wir, um den Interessen Tausender zu dienen, auch in… Read more.

Mißliebig­keiten im Bahnwesen, 1912

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Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Das heißt, soweit ihm der Ärger nicht die Sprache verschlägt. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Das heißt, soweit ihm der Ärger nicht die Sprache verschlägt. Wenn wir schon hundertfach gerügte Mißbräuche unsres Bahnverkehrs wieder einmal zur Diskussion stellen, so geschieht das nicht in der Hoffnung, dadurch eine Besserung herbeizuführen. Allzu gut wissen wir, daß der Schlendrian und die Schlamperei erst gründlich Bankrott erleiden müssen, ehe… Read more.