Schlagwort: Wien

Lebensmittelnot in Österreich, 1912

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 Die jetzt grassierende Lebensmittelnot, die in Österreich ganz besondere Dimensionen angenommen hat und die die auf dem ganzen Kontinente bestehende Teuerung noch zu einer spezifisch österreichischen gestaltete, macht sich natürlich in den hauptsächlich von Proletariern bewohnten Bezirken, Hernals, Ottakring und Favoriten am fühlbarsten geltend. 

Von der Anschauung ausgehend, daß hier direkte Hilfe am notwendigsten ist und daß bei Sammlungen und Geldverteilungen zu sehr die Gefahr besteht, daß reine Schmarotzer-naturen und sonst der Unterstützung Unwürdige den wirklich Bedürftigen die Gelegenheit zur Aufbesserung ihrer notleidenden Lage entziehen, hat der Verein sich veranlaßt gefühlt, eine öffentliche Brotverteilung vornehmen zu lassen. Der Verein verteilt in Favoriten und Hernals täglich 200 Laib Brot an einem bestimmten Orte, Gasthausgarten und dergleichen. Unser Bild zeigt die Brotverteilung in dem Gasthausgarten Petersilka in Hernals. Bei der großen Anzahl der Notleidenden aber ist dies wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, während das Ausmaß der dem Vereine zur Verfügung stehenden Mittel die großzügigere Inangriffnahme dieser Aktion nicht möglich machen kann. Es ist sicher ein Gebot der Nächstenliebe für die bessersituierten Mitbürger, diesem edlen Beispiel werktätig nachzustreben.

Zierelement

Das Freihaus in Wien , 1908

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Das Freihaus am Naschmarkt
Plan des Freihauses

Wieder einmal schwebt das Schicksal über einem Stück Alt- Wien, das – ein Überbleibsel aus vergangenen Jahrhunderten – längst dicht von Neubauten eingeschlossen ist und als ein lästig gewordenes Verkehrshindernis beseitigt werden soll.

Das sogenannte „Freihaus“ soll fallen – jenes ungeheure Gebäude, das nahezu 2000 Menschen zur Wohnung dient und das auf immer mit der Kunstgeschichte verbunden ist: stand doch in einem von den vielen Höfen, die seine Mauern umschließen, Schikaneders hölzernes Theater, aus dessen wackliger Bühne an jenem denkwürdigen 3. September 1791 die „Zauberflöte“ zum erstenmal gespielt wurde; der dicke Schikaneder trieb als Papageno auf der Bühne seine Possen, am Dirigentenpult aber saß der blasse Mozart und dirigierte, selbst schon dem Tod verfallen, das Werk, in dem er wie mit einem letzten leuchtenden Liebesblick vom Leben Abschied genommen hatte!

Carl Pippich: Freihaus am Naschmarkt
Carl Pippich: Freihaus am Naschmarkt

Noch ist es nicht entschieden, ob das alte Haus wirklich schon in der allernächsten Zeit eingerissen werden soll – aber auch wenn die Demolierung wieder aufgeschoben werden sollte, ist es doch sicher, daß das Freihaus nicht mehr lang wird stehenbleiben können.

Heute steht das Freihaus wie ein Aschenbrödel mitten in der prächtigsten baulichen Umgebung. Es ist umrahmt von breiten und verkehrsreichen Straßen, prachtvolle Monumentalbauten erheben sich in seiner Nähe, über dem eingewölbten Wienfluß dehnt sich der riesenhafte Karlsplatz aus, dicht vor ihm liegt der große Blumen- und Obstmarkt, dem der Wiener Volksmund den appeteilichen Namen „Naschmarkt“ gegeben hat, und knapp an seiner Seite poltern in einem Einschnitt die Züge der Stadtbahn dahin. 1908

Zierelement

Ein zweiter Frauenmord in der Sylvesternacht, 1899

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Der Frauenmörder Simon Schosteritz Noch hatte sich die Bevölkerung der Residenzstadt nicht von den Schrecken des Mordes an dem Mädchen in Ottakring erholt, welches Verbrechen die Gefahr nahe gerückt erscheinen ließ, daß Jack, der Aufschlitzer, seine Tätigkeit von London nach Wien verlegt habe, als in der Sylvesternacht sich ein zweiter Frauenmord ereignete. Der Schauplatz des zweiten Frauenmordes war das Erdgeschoß des Hauses Landstraße, Untere Weißgärberstraße Nr. 32, das Opfer der Bluttat das Mädchen Anna Spilka, die dort als Afterpartei* ein… Read more.

Wiener Theater­­leben, 1890

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Der März 1890 hat uns ziemlich bewegte Theaterwochen gebracht. Im Theater an der Wien gastieren die "Münchener", im Carl-Theater Herr Schweighofer, im Deutschen Volkstheater Herr Mitterwurzer, in der Hofoper sang Fr. Sthamer-Andriessen einige Rollen der Frau Materna, als deren Nachfolgerin sie in Aussicht genommen ist, und im Burgtheater - ja da ist jetzt Urlaubszeit. Herr Robert, Herr Hartmann und Frau Hohenfels sind zur gleichen Zeit beurlaubt, ihnen folgt alsbald Herr Sonnenthal, der uns für sieben Wochen verläßt, und dessen Schicksal… Read more.

Ein Frauenmord in Ottakring! 1898

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Das Zimmer der Franziska Hofer

Man erinnert sich wohl noch der Schreckenszeit in London, in welcher Jack der Aufschlitzer sein Unwesen trieb. Der kolossale Polizeiapparat dieser ungeheureren Millionenstadt wurde bei Tag und Nacht aufgeboten, um des unheimlichen Gesellen, der sich das Morden zum Vergnügen machte, habhaft zu werden. Das Zimmer der Franziska Hofer Aber Jack, der Aufschlitzer,schien im Besitze einer Tarnkappe zu sein, die ihn dem aufgebotenen Detectivheer unerreichbar machte. Ja, Jack begann schließlich die Londoner Geheimpolizei förmlich zu necken, indem er ihr vor jedem… Read more.