Teure Enten, Jänner 1900

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Das „Journal des Sports“ erzählt von einem Motocyclisten, der durch ein kleines Städtchen in der Normandie fuhr und hierbei das Unglück hatte, daß ihm zwei junge Enten unter die Räder kamen und getötet wurden. Der Bauer hatte den Fall mit angesehen, stellte sich ihm quer in den Weg und ließ seinem Zorn in den kernigsten Ausdrücken die Zügel schießen.

Ein Polizist hörte den Wortwechsel, lief zur Stelle und führte beide zum Richter, dem der Bauer folgende Schadenersatzklage überreichte:

Für einen Enterich Francs 4.—; Für eine Ente Francs 5.50; Für die Eier, die obige Ente noch gelegt haben würde Francs 6.50; Für die jungen Enten, die aus diesen Eiern ausgeschlüpft wären Francs 15.—

Summe . . . Francs 31. —

Der Motocyclist verweigerte die Zahlung, worauf der Bauer eine Klage einreichte. Bei der Verhandlung anerkannte der Richter die Forderungen des Bauern. Man weiß hierbei wirklich nicht, worüber man mehr staunen soll, über die Entdeckung, daß man Enteneier verzehren und sie doch auch ausbrüten lassen kann, oder über die Genügsamkeit des Bauern mit seiner, um in der Sprache der Mathematiker zu reden, „unendlichen Progression“.

7.Januar 1900

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Auf dem Konzil zu Basel war im Jahre 1434 die sonderbare Verfügung getroffen worden, daß die Adeligen auf der einen, die Gelehrten auf der anderen Seite ihnen gegenüber sitzen sollten. Als Kaiser Siegismund in den Versammlungssaal trat, bemerkte er, daß…
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