Wie man in einigen Jahren telefonieren wird, 1930

·

Vor einiger Zeit wurde in Berlin ein Fernsprechapparat vorgeführt, bei welchem das Bild des Telephonierenden auf der Seite des Gesprächsempfängers gesehen werden konnte.
Jetzt will man daran schreiten Telephon-Fernseh-Gespräche als Luxusgespräche einzuführen.

Die Fernseh-Telefonzelle unterscheidet sich von den bisher gebräuchlichen Sprechzellen ziemlich stark. Bisher nahm man das Mikrophon in die Hand, hielt es zum Mund und sprach hinein.

Jetzt setzt man sich in einen bequemen Stuhl und wird von einem milden blauen Licht bestrahlt. Dann kann man zu sprechen beginnen, sobald das Bild der angerufenen Person auf dem Schirme erscheint, wie es auf der beigegebenen Abbildung ersichtlich ist.

Die Sprache wird nicht mehr durch ein Mikrophon übertragen, das man vor das Gesicht halten muß, sondern durch einen Lautsprecher. Das Gesicht kann daher unverdeckt durch den elektrischen Lichtstrahl abgetastet werden. Das ist nämlich zur Übertragung des Bildes notwendig.

Die Apparatur ist kompliziert, eine Lochscheibe und eine photographische Zelle sind ihre Hauptbestandteile. Man hat auch in Amerika Versuche mit Fernseh- Telephon- Apparaten durchgeführt und kürzlich in New York mit Erfolg „fernsehtelephonisch“ gesprochen. Bei diesen Versuchen wurde ein Schalter ausgelöst, wenn sich die sprechende Person in den Stuhl setzte. Der Stuhl war so aufgestellt, daß die sprechende Person die richtige Entfernung vom Lautsprecher hatte und auch vom Fernsehsender gut aufgenommen werden konnte.

Im modernen Leben wird sich der Fernseh- Telephon- Apparat sicher bald einen Platz erobern. Man spricht erstens leichter und besser, wenn man sieht, mit wem man spricht. Zweitens kann man sicher sein, daß auf der Gegenseite kein Schwindler spricht, der durch seine verstellte Stimme täuscht.

Next Post

Mitteilungen zum Grammophon, 1891

Den Lesern, welchen unseren Mitteilungen über das Grammophon gefolgt sind, wird vielleicht die Nachricht willkommen sein, daß die Grammophon-Spielwaren-Fabrik von Kämmer, Reinhardt & Co zu Waltershausen (Thüringen) kleine Grammophone zu 18 bis 20 Mark, sowie sprechende Puppen in den Handel…
Read
Previous Post

Auto­mobilitische Rund­schau vom 5.August 1909

Die  deutsche Automobilindustrie steht längst auf gleicher Höhe mit der des Auslandes, selbst der mächtigen französischen, und ist auf dem besten Wege, sich auch den Weltmarkt zu erobern.Wenn trotz lebhafter Anstrengungen unserer großen Etablissements bisher nicht allzu befriedigende Resultate erzielt…
Read
Random Post

Ein Eroberer 1908

Sei gegrüßt, du fröhlich Märchen,Sei willkommen, Karneval,Kommt, Ihr beiden kleinen Närrchen,Kommt, wir gehen zum Faschingsball!Was uns auch bisher woll´t schrecken,In des Werktags trübem Grau,Heut werft alles in die Ecken,Heut ist uns der Himmel blau! ----------------------- Sei gegrüßt, du fröhlich Märchen,Sei…
Read
Random Post

Politische Humorrevue 1. Quartal 1899

Beginn der Serie: Dieswöchentliche Tätigkeit des Koriandoli-Grafen 14. Januar: Seine Excellenz Graf Franz v. Thun-Hohenstein* hat den über seine Brauerei in Bodenbach verhängten Boykott zur Kenntnis genommen und beschlossen zu - schweigen. * Vom März 1898 bis Anfang Oktober 1899…
Read
Random Post

Pariser Chronik Februar 1889

Der Februar war diesmal ungnädiger, als es seine Art zu sein pflegt. Sonst schickte er uns, mit der hinterlistigen Absicht allerdings, sich im März durch einige Schneestürme wieder schadlos zu halten, schon in den tollsten Carnevalswirbel einige warme Brisen von…
Read
Random Post

Ein neues Nagetier in Böhmen 1911

In mehreren Blättern erschienen kürzlich Berichte über ein neues Nagetier in Böhmen, über die sogenannte Biberratte. Im Jahre 1906 wurden einige Exemplare der Biberratte von Josef Fürsten zu Colloredo-Mannsfeld behufs Belebung des Parkteichs in Dobris ausgelassen und haben sich dort…
Read

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sollte unwahrscheinlicherweise eine nach Ihrer Ansicht berechtigte Kritik an einer unserer Veröffentlichungen ihr Gemüt beunruhigen, so wenden Sie sich vertrauensvoll an unsere Redaktion dependance@illustriertesblatt.de