Posts by Judith

Ein Eroberer 1908

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Sei gegrüßt, du fröhlich Märchen,
Sei willkommen, Karneval,
Kommt, Ihr beiden kleinen Närrchen,
Kommt, wir gehen zum Faschingsball!
Was uns auch bisher woll´t schrecken,
In des Werktags trübem Grau,
Heut werft alles in die Ecken,
Heut ist uns der Himmel blau!

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Sei gegrüßt, du fröhlich Märchen,
Sei willkommen, Karneval,
Kommt, Ihr beiden kleinen Närrchen,
Kommt, wir gehen zum Faschingsball!
Was uns auch bisher woll´t schrecken,
In des Werktags trübem Grau,
Heut werft alles in die Ecken,
Heut ist uns der Himmel blau!

———————–

Seht ihr, wie ich Späße mache?
Seht ihr wie voll Übermut
Ich die ganze Welt verlache
Als ein echtes Wiener Blut?
Denn beim Lachen und beim Scherzen,
Beim gebräuchlich süßen „Du“
Fliegen eure jungen Herzen
Mir wie Schmetterlinge zu!

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Freude, die uns Gott gegeben,
Blüht wie Lenz in Winternacht,
Kathi, Poldi, Ihr sollt leben,
Samt der schwarzen Maskentracht!
Hand in Hand zum frohen Reigen
Lockt uns der Trompeten Schall,
Alle Sorgen müssen schweigen –
Sei gegrüßt, mein Karneval! 


Politische Humorrevue 1. Quartal 1899

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Beginn der Serie: Dieswöchentliche Tätigkeit des Koriandoli-Grafen

14. Januar: Seine Excellenz Graf Franz v. Thun-Hohenstein* hat den über seine Brauerei in Bodenbach verhängten Boykott zur Kenntnis genommen und beschlossen zu – schweigen.

* Vom März 1898 bis Anfang Oktober 1899 war Graf Franz v. Thun-Hohenstein k.k. Ministerpräsident und Innenminister der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder.

Vorschlag zur Güte

Könnte nach der geplanten Einführung einer angemessenen körperlichen Züchtigung in den Schulen im Bedarfsfalle nicht auch eine solche der „unbotmäßigen“ – Lehrer platzgreifen, oder wenigstens von „oben herab“ nachgetragen werden, was in dieser Richtung früher etwa versäumt worden ist?

Demetierspritze ( zur gesetzliche Regelung der Sprachenfrage gültig für Böhmen und Mähren)

  1. Spritzer: Justitzminister Dr v. Ruber stellt es entschieden in Abrede, für Schleßien, beziehungsweise dessen Gerichte, eine Sprachenverordnung erlassen zu haben. (Man wird nicht naß.)
  2. Spritzer: Die angebliche Sprachenverordnung für Schleßien gilt für die politischen Behörden, tangiert aber die Gerichtsbehörden nicht im Mindesten. (Man bleibt so trocken wie zuvor.)
  3. Spritzer: Eine f o r m e l l e  Verordnung — wie wir mit aller Bestimmtheit versichern können — wurde für die schleßischen Gerichte nicht erlassen. Wahrscheinlich sind die Gerichte „von selbst“ böhmisch geworden. (Auch jetzt ändert sich an der Trockenheit so gut wie nichts.)

Die höchste Rechtsinstanz Österreichs, der oberste Gerichtshof, hat in zwei kurz aufeinander gefolgten Entscheidungen die Sprachenverordnungen das eine Mal als gesetzeswidrig und das andere Mal als gesetzlich erklärt. Es ist damit endlich die viel umstrittene Frage der Rechtsgültigkeit der Sprachenverordnungen sowohl für die geraden, als auch für die ungeraden Tage entschieden. Es gibt eben noch Richter in Österreich!

Dieswöchentliche Tätigkeit des Koriandoli-Grafen

28. Januar 1899: Seine Excellenz Graf Franz v. Thun-Hohenstein wartet ab, was die Zukunft noch alles bringen wird. 

In Sachen der verfassungsmäßig gewährleisteten Rechte

Um den hohen Ernst, mit welchem die Ministeranklagen entgegengenommen werden, gründlich zu kennzeichnen, ist eine Anfrage an die Käsehändler ergangen, ob sie nicht beschriebenes Makulaturpapier zu billigen Preisen zu kaufen wünschen. 

Noch eine Schreckensnachricht:

Schon wieder wurde eine Frauensperson mit aufgeschlitzem Bauch tot gefunden. Die Entleibte ist, wie aus den vorgefundenen Papieren hervorgeht, mit der österreichischen Verfassung identisch. Auf dem Boden umher fand man Koriandoli zerstreut, welche vielleicht auf die Spur des Täters führen werden.

Sicherem Vernehmen nach wird das anglo-österreichische Museum am Stubenring demnächst mit einer neuen Sprachenverordnung an die Bevölkerung Österreichs herantreten und zwar in dem Sinne, daß neben den slawischen Sprachen nur mehr die englische Sprache gepflegt werden darf.

Nur dadurch wäre es möglich, der Bevölkerung das notwendige Verständnis für die Winterausstellung im Museum beizubringen und gleichzeitig das angestrebte Ziel zu erreichen, daß sich die Leute endlich jene Namen und englischen Firmen merken, bei welchen sie ihre allfälligen Einkäufe und Bestellungen zu machen haben. 

Dieswöchentliche Tätigkeit des Koriandoli-Grafen

4. Februar 1899: Seine Excellenz Graf Franz v. Thun-Hohenstein hat seinen Kammerdiener gefragt, ob es vielleicht schon bedeutendere Staatsmänner gegeben hat, als ihn.

Ominöser Druckfehler

Unmittelbar nach der letzten Sitzung wurde dem Präsidium die Verjagung des Parlamentes durch den Ministerpräsidenten angekündigt.

Kahlenberger und Grinzinger

– „Wissen Sie, warum der Stadtrat beantragt hat, daß sich die Gemeinde Wien mit zwei Millionen Gulden bei dem Kirchenbauanleihen beteiligen soll?“

= „Habe keine Ahnung.“

– „Damit die barfußgehenden Schulkinder in den neuen Kirchen um Schuhe beten können.“

Optimist und Pessimist

Optimist: „Selbst der Übelwollendste muß zugeben, daß alle Maßnahmen der Regierung Hand und Fuß haben.“

Pessimist: „Ja, aber keinen Kopf.“

Aus einem geheimen Dossier

Während der Parlamentspause sollen von der Regierung des Grafen Thun die energischen Versuche zur Auseinanderversöhnung der einzelnen Volksstämme fortgesetzt werden. (Wenn der Regierung warm wird, stellt sie das Parlament kalt.)

Fortsetzung folgt…..

Pariser Chronik Februar 1889

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Der Februar war diesmal ungnädiger, als es seine Art zu sein pflegt. Sonst schickte er uns, mit der hinterlistigen Absicht allerdings, sich im März durch einige Schneestürme wieder schadlos zu halten, schon in den tollsten Carnevalswirbel einige warme Brisen von der südlichen Riviera in die Stadt, damit die paar Menschen, welche nicht in der Lage sind, auf fashionable Weise in Cannes ihren Husten und in Monte Carlo ihr Geld zu verlieren, auch eine Ahnung von der irdischen Glückseligkeit bekommen; in… Read more.

Ein neues Nagetier in Böhmen 1911

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In mehreren Blättern erschienen kürzlich Berichte über ein neues Nagetier in Böhmen, über die sogenannte Biberratte.

Im Jahre 1906 wurden einige Exemplare der Biberratte von Josef Fürsten zu Colloredo-Mannsfeld behufs Belebung des Parkteichs in Dobris ausgelassen und haben sich dort in den letzten Jahren in der weitesten Umgebung ziemlich verbreitet. Ihr Vorkommen ist hauptsächlich an jene Teiche gebunden, die reichlich mit Schilf bewachsen sind und flache, sandige Ufer haben. Auch an langsam fließenden Bächen sind die Biberratten jetzt anzutreffen.

Die Heimat der Biberratte ist Nordamerika. Ihre ganze Körperbauart ist zum Schwimmen eingerichtet; sie schwimmt und taucht ebenso meisterhaft wie die Fischotter. Dieser ist auch das Pelzwerk der Biberratte ähnlich.

Unsere Welt in Zahlen 1909

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Im Jahrbuch 1909 des „Bureau des Longitudes“ in Paris werden auf Grund der neuesten Arbeiten einige Zahlen der  geographischen Statistik zusammengestellt, von denen die größten auf verschiedenen Gebieten hier wiedergegeben seien: Zunächst die Größe der Erdteile: Europa          10,100.000 Quadratkilometer,    437 Mill. Einwohner…… 43 pro Quadratkilometer Afrika            31,500.000 Quadratkilometer,    126 Mill. Einwohner….....3 pro Quadratkilometer Asien             41,600.000 Quadratkilometer,    851 Mill. Einwohner…..20 pro Quadratkilometer Ozeanien                                                            51 Mill. Einwohner………4 pro Quadratkilometer Nordamerika  26,000.000 Quadratkilometer,  116 Mill. Einwohner……..4 pro Quadratkilometer Südamerika   18,500.000 Quadratkilometer,     45… Read more.

Über Eisenbahnfahrten 1890

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Das Eisenbahnfahren ist nach Ansicht der Mehrheit, eigentlich eine Strafe, weil unsere Eisenbahnverwaltungen es noch nicht, gleich den amerikanischen, verstanden haben, dem Reisenden die gleichen Annehmlichkeiten zu bieten, wie sie von den Dampfschiffen geboten werden. So zahlen Viele, die es sonst eilig nicht haben, gern einen höheren Preis, um dem Eisenbahnwagen schneller zu entrinnen. Daher die erhöhten Tarife für Schnellzüge. Daher wohl auch der Vorschlag eines Fachmannes, des Dr. Vietor, Eisenbahnfahrten nicht mehr nach der zurückgelegten Entfernung, sondern nach der… Read more.

Literarische Rundschau: Sir John Lubbock

Sir John Lubbock: Die Freuden des Lebens

Unter diesem Titel ist soeben im Verlage von Friedrich Pfeilstücker in Berlin eine deutsche Ausgabe des in England bereits in zwölf Auflagen erschienenen Buches von Sir John Lubbock veröffentlicht worden. Über den Inhalt des Werkchens, welches uns in zweiter Auflage vorliegt, geben uns am besten die Kapitelüberschriften Aufschluß:

Die Pflicht glücklich zu sein. – Das Glück der Pflicht. – Ein Bücherhymnus. – Bücherwahl. – Der Segen der Freundschaft. – Der Wert der Zeit. – Reisefreuden. – Die Freuden des Heims. – Die Wissenschaft. – Erziehung.

Sie John Lubbock meint, die Menschen könnten die Kunst, glücklich zu sein, mit leichter Mühe erlernen, wenn sie denn nur ernstlich wollten, und er denkt, die Freuden des Lebens seien gleichsam wie auf einem Buffet in dem großen Ballsaal des Lebens zu jedermanns Gebrauch aufgestellt. Ja, Lubbock redet sogar nicht von einer „Kunst“, sondern von einer „Pflicht“ glücklich zu sein. Das der englische Forscher mit derartigen Ansichten und Behauptungen vereinzelt dasteht, bedarf kaum der Erwähnung. Übrigens ist das Büchlein recht frisch und anregend geschrieben und verdient schon wegen seines Reichtums an Citaten Empfehlung.

Die Presse der Welt 1889

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Über den Wert der Presse, der Tagespresse sowohl wie der Zeitschriften, ist oft und viel gestritten worden. Talleyrand bezeichnete die Presse einmal als den Turnierplatz der öffentlichen Meinung, ein charakteristischer Ausdruck, der zugleich die Notwendigkeit und Nützlichkeit des Zeitungswesens zugibt und damit ihre Existenzberechtigung bejaht. Schon Julius Cäsar mag sich von der Zweckmäßigkeit einer Tageschronik im Interesse der außerhalb Roms lebenden Staatsangehörigen überzeugt haben, denn die acta diurna publica, die Zeitungen des alten Rom, waren eine Gründung Cäsars. Freilich lassen… Read more.

Winter­sport 1911

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Rodelmodell 1911

Es gehört jetzt fast zu den gesellschaftlichen Verpflichtungen, wenn schon nicht in Davos und St. Moritz, so doch mindestens im schneereichen Erzgebirge, in der an Wintersportgelegenheiten gleichfalls nicht armen Umgebung von Maria Zell oder auf dem Semmering gewesen zu sein. In den letzten Tagen fanden auf dem Semmering die Sportfeste des Österreichischen Wintersportclubs statt. Eingeleitet wurden diese Veranstaltungen durch ein Ski- springen um den Preis der Semmeringer Bobfahrer. Die sogenannte "Pinkenkogelschanze" wurde als Absprungterrain gewählt. Die erreichten Resultate befriedigten allgemein.… Read more.

Literarische Rundschau: Hans Hopfen

Hans Hopfen:  Robert Leichtfuß

Andere Kreise des modernen Gesellschaftslebens erschließt uns H. Hopfens Künstlerroman. Spannend, anschaulich und farbenreich geschildert, unter dem ersichtlichen Einfluß des Zola`schen  „L`oeuvre“ geschrieben, frei von den sittlichen Bedenken, die das französische Werk erregt, künstlerisch aber zum Teil noch viel anfechtbarer ans jenes (Stuttgart, J. Engelhorn).

Literarische Rundschau: Max Kretzer

Max Kretzer:  Meister Timpe, Ein verschlossener Mensch, Das bunte Buch

Auf selbständige, tüchtige Beobachtung gründen sich M. Kretzer soziale Romane. Aus der Schule Emil Zolas hervorgegangen, aber von Jahr zu Jahr reifer und reiner abgeklärt in sprachlicher wie in allgemein sittlich-künstlerischer Hinsicht, so die ergreifende Geschichte des Meister Timpe (Berlin, S. Fischer), der durchweg spannende und belehrende, dabei von einseitigen Vorurteilen gegen bestimmte Stände völlig freie Roman Ein verschlossener Mensch (Leipzig, Karl Reißner), und die krausen, mitunter zu grellen oder zu phantastischen, skizzenhaft, aber frisch geschriebenen Novellen Das bunte Buch (Dresden, Pierson).

Literarische Rundschau: Wilhelm Raabe

Wilhelm Raabe:  Im alten Eisen

Mit gleicher Wahrheit und ebenso ohne allen Schmutz, mit dem uns gewisse Darsteller dieser Schattenseiten der modernen Gesellschaft nur zu gerne bespritzen, schildert W. Raabe, der Meister in der Kunst, das menschliche Herz bis in seine letzten Gedanken und Empfindungen dichterisch zu entschleiern, die soziale Not unserer Zeit (Berlin, E. Grote).

           Das Odfeld

In einer zweiten Erzählung aus seiner Feder  wird das traurige Schicksal Deutschlands während des Dreißigjährigen Krieges höchst anschaulich ausgemalt (Leipzig, Elischer Nachfolger).

Literarische Rundschau: Karl Pröll

Karl Pröll:  Moderner Totentanz, Bilderbuch eines Sammlers

In dieselben Niederungen des sozialen Lebens der Gegenwart führen uns die Sammlungen Moderner Totentanz, eigenartige, aber stets gesunde und anregende Skizzen von philosophischer Gedankentiefe, voll Phantasie und Gemüt und Bilderbuch eines Sammlers (Berlin, Landsberger).

Literarische Rundschau: Paul Lindau

Paul Lindau:  Arme Mädchen

Die soziale Frage hat eine Anzahl älterer und jüngerer Autoren zu verschiedenen, stellenweise höchst beachtenswerten Erzählungen angeregt. Ein fesselndes, belehrendes und rührendes Bild aus dem Elend der unteren Stände im modernen Berlin, wahrhaft und nach dem Leben gemalt, entrollt sich vor uns in diesem Werk (Berlin und Stuttgart, W. Spemann).

Literarische Rundschau: Wilhelm Jordan

Wilhelm Jordan:  Zwei Wiegen

Durch den philosophisch bedeutenden Gehalt der Grundidee zeichnet sich nicht minder W. Jordan oft kühn, durchaus aber anziehend ersonnener und mit sprachlicher Meisterschaft dargestellter Roman aus. Der Verfasser will beweisen, daß auch die Wissenschaft einen religiösen Gehalt in sich trage (Berlin, E. Grote).

Literarische Rundschau: Wilhelm Jensen

Wilhelm Jensen:  Runensteine

Eine tiefsinnige Grundidee, die ebenfalls für den engen Rahmen, in den sie der Romandichter hineinzwängt, zu großartig und zu fruchtbar ist, stellt W. Jensen in seinen Runensteinen dar. Manche Schroffheit in der Charakteristik einzelner Gestalten mag uns hier sittlich ärgern, unbedingt werden wir jedoch die folgerichtig sichere Zeichnung der wenigen, aber vom Dichter in ihren tiefsten Tiefen ergründeten Personen, den klaren Aufbau der Handlung, den Adel der Sprache bewundern (Leipzig, Elischer Nachfolger).

   Das Asylrecht

Dasselbe Lob gebührt dieser zweiten, gleichfalls in der modernen Gesellschaft spielenden Geschichte Jensens, die den Sieg des ideal denkenden Helden über die einem oft unedlen Realismus huldigende Welt unter dem Beistande der Liebe verherrlicht (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt).

Literarische Rundschau: Julius Grosse

Julius Grosse:  Ein Frauenlos

Ein vorzügliches Problem aus dem modernen Leben hat J. Grosse in seiner allzu knapp gehaltenen Geschichte spannend und mit viel Kunst behandelt. Sie gefällt sich in romantischen, durchaus interessanten Verwicklungen und Situationen, den Einzelheiten seiner Darstellung fehlt aber öfters die volle Lebenswahrheit, dem Problem selbst, an dem der Verfasser sich versuchte, die volle Lösung (München, G.D.W. Callwey).

Literarische Rundschau: K. F. Meyer

Konrad Ferdinand Meyer:  Die Versuchung des Pescara

Den blendenden Glanz der Farbe, die Meisterschaft der Charakterzeichnung und der gesamten kulturgeschichtlichen Darstellung hat K.F. Meyer mit Heyse gemeinsam; diese Vorzüge machen auch seine jüngste Novelle zu einem der genußreichsten und anregendsten Bücher, wenngleich gewisse durch den geschichtlichen Stoff bedingte Mängel dem künstlerischen Bearbeiter unüberwindliche Hindernisse darboten (Leipzig, G. Hässel).

Literarische Rundschau: Paul Heyse

Paul Heyse:  Villa Falconieri und andere Novellen

Vier psychologisch fein erfundene, kunstvoll angelegte und ausgeführte, mit wunderbarer Farbenpracht ausgeschmückte Geschichten, die sich in jeder Weise ebenbürtig seinen unmittelbar vorausgehenden Leistungen anreihen (Berlin, W. Hertz).

Lebensmittelnot in Österreich, 1912

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 Die jetzt grassierende Lebensmittelnot, die in Österreich ganz besondere Dimensionen angenommen hat und die die auf dem ganzen Kontinente bestehende Teuerung noch zu einer spezifisch österreichischen gestaltete, macht sich natürlich in den hauptsächlich von Proletariern bewohnten Bezirken, Hernals, Ottakring und Favoriten am fühlbarsten geltend. 

Von der Anschauung ausgehend, daß hier direkte Hilfe am notwendigsten ist und daß bei Sammlungen und Geldverteilungen zu sehr die Gefahr besteht, daß reine Schmarotzer-naturen und sonst der Unterstützung Unwürdige den wirklich Bedürftigen die Gelegenheit zur Aufbesserung ihrer notleidenden Lage entziehen, hat der Verein sich veranlaßt gefühlt, eine öffentliche Brotverteilung vornehmen zu lassen. Der Verein verteilt in Favoriten und Hernals täglich 200 Laib Brot an einem bestimmten Orte, Gasthausgarten und dergleichen. Unser Bild zeigt die Brotverteilung in dem Gasthausgarten Petersilka in Hernals. Bei der großen Anzahl der Notleidenden aber ist dies wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, während das Ausmaß der dem Vereine zur Verfügung stehenden Mittel die großzügigere Inangriffnahme dieser Aktion nicht möglich machen kann. Es ist sicher ein Gebot der Nächstenliebe für die bessersituierten Mitbürger, diesem edlen Beispiel werktätig nachzustreben.

Zierelement

Adel und Gelehrsamkeit

Auf dem Konzil zu Basel war im Jahre 1434 die sonderbare Verfügung getroffen worden, daß die Adeligen auf der einen, die Gelehrten auf der anderen Seite ihnen gegenüber sitzen sollten. Als Kaiser Siegismund in den Versammlungssaal trat, bemerkte er, daß sein Rat Dr. Georg Jesellus, welchen er kurz vorher in den Adelsstand erhoben hatte, unter den Adeligen Platz nahm. Unwillig rief er aus: „Das kann nur ein Phantast sein, der sein Doktorat geringer schätzt als den Adel. Denn wohl kann ich an einem einzigen Tage Tausende adeln, aber in tausend Jahren nicht einen einzigen Menschen zum gelehrtern Doktor machen.“

Zierelement

Etwas vom Steinkohlenteer 1889

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Wer sollte es der schmierigen, schwarzen Masse, welche Teer genannt wird, ansehen, welche Fülle der verschiedenartigsten Stoffe aus ihm bereitet werden. Und doch wird aus demselben nicht nur Benzin und Karbolsäure, Pech und Asphalt, sondern auch die glänzenden Anilinfarben, gegen deren Farbenpracht selbst das Gefieder tropischer Vögel erbleichen muß, sowie noch eine große Anzahl anderer interessanter Produkte hergestellt. Bekanntlich wird der Teer als ein Nebenbestandteil bei der Leuchtgasfabrikation aus Steinkohlen erhalten. Letztere werden in den sogenannten Gasanstalten in tönernen Rohren… Read more.

Der Ehrentag eines großen Kaufhauses, 1889

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Illuminiertes Geschäftshaus Rudolf Herzog

Nicht nur Paris und die amerikanischen Großstädte dürfen sich rühmen, großartige Kaufhäuser zu besitzen, sondern auch unser Vaterland und speziell Berlin weist ein solch ungeheures Magazin auf, in für alle Bedürfnisse des Menschen, soweit sie sich auf die Schmückung seines Äußeren und die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens beziehen, gesorgt ist. Der Umstand, daß diese Berliner Firma vor kurzem ihr fünfzigjähriges Bestehen gefeiert hat, läßt einen Blick auf ihre Geschäftstätigkeit tunlich erscheinen, die aus eigener Anschauung kennen zu lernen kein Fremder… Read more.

Teure Enten, Jänner 1900

Das „Journal des Sports“ erzählt von einem Motocyclisten, der durch ein kleines Städtchen in der Normandie fuhr und hierbei das Unglück hatte, daß ihm zwei junge Enten unter die Räder kamen und getötet wurden. Der Bauer hatte den Fall mit angesehen, stellte sich ihm quer in den Weg und ließ seinem Zorn in den kernigsten Ausdrücken die Zügel schießen.

Ein Polizist hörte den Wortwechsel, lief zur Stelle und führte beide zum Richter, dem der Bauer folgende Schadenersatzklage überreichte:

Für einen Enterich Francs 4.—; Für eine Ente Francs 5.50; Für die Eier, die obige Ente noch gelegt haben würde Francs 6.50; Für die jungen Enten, die aus diesen Eiern ausgeschlüpft wären Francs 15.—

Summe . . . Francs 31. —

Der Motocyclist verweigerte die Zahlung, worauf der Bauer eine Klage einreichte. Bei der Verhandlung anerkannte der Richter die Forderungen des Bauern. Man weiß hierbei wirklich nicht, worüber man mehr staunen soll, über die Entdeckung, daß man Enteneier verzehren und sie doch auch ausbrüten lassen kann, oder über die Genügsamkeit des Bauern mit seiner, um in der Sprache der Mathematiker zu reden, „unendlichen Progression“.

7.Januar 1900

Blutpulver 1885

Ein schauerlicher Name! Aber wie anders soll man jenes neue Futter benennen, das jetzt Lämmern und Kälbern verabreicht wird?
In einigen großen Schlächtereien ist man auf die Idee gekommen, das viele Blut, das dort fließt, zu besseren Zwecken als zum Düngen etc. zu verwenden. Eine Zeit lang verordnete man in Paris das Trinken frischen Blutes als vortreffliches Mittel zur Stärkung der Gesundheit, und siehe da, die Blutkuren kamen in Mode, und in glänzenden Karossen hielt die vornehme Damenwelt vor den Schlächtereien, um die abgespannten Nerven zu stärken.
Aber solche Modekuren, welche übrigens schon die alten Römer kannten, kommen und schwinden. Kapitalisten können mit denselben nicht gut rechnen. Unternehmende Köpfe haben darum neuerdings beschlossen, den Nährwert des Blutes anders zu verwenden. Das Blut in besonders dafür konstruierten Öfen einzutrocknen, die trockene Masse zu Pulver zu zerstoßen und dieses mit Runkelrüben oder Futtermehl gemischt unseren Haustieren zu verabreichen. Kälber sollen dieses Gemisch besser vertragen als Hammel, die dafür in einem Heuaufguß gekochtes Blut recht gerne einnehmen.
Lämmer mit Blut aufgefüttert, das ist in der Tat ein erwähnenswertes Resultat der Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit.

Zierelement

Kurzmeldungen vom Frühherbst 1888

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Eine Natron-Lithion-Quelle wurde in Offenbach am Main entdeckt. Dieselbe soll nach der Analyse des Professoer Fresenius alle ähnlichen Quellen Europas in qualitativer und quantitativer Beziehung weit übertreffen. siehe auch: Bad Offenbach war nur ein Traum Von Jenbach zum Achensee soll nun die lang ersehnete Bahnverbindung durch eine eingleisige, schmalspurige Lokalbahn mit Adhäsions- und Zahnschienenbetrieb endlich hergestellt werden. Dem Bewerber wurde die Konzession bereits erteilt Die Hannoverhütte auf dem Elschesattel in Kärnten wurde am 5. September feierlich eingeweiht. Siehe auch: Hannoverhaus-Chronik… Read more.

Am Polizeicommissariate, 1899

Pamperl: „Herr Kummisär, i möcht´ nur melden, daß i der Aufschlitzer von der Hammerlegass´n in Odakring nöt bin! Meine Freunderln werd´n auf mein Rat a glei kummen.“

Commisär: „Sie scheinen ein Glas über den Durst getrunken zu haben!“

Pamperl: „Beilei! I man nur, es sollt´n sich Alle melden, dö den Murd nöt begangen habn, daß d` Polizei den Richtigen leichter außakriagt.“

Zierelement

Das Freihaus in Wien , 1908

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Das Freihaus am Naschmarkt
Plan des Freihauses

Wieder einmal schwebt das Schicksal über einem Stück Alt- Wien, das – ein Überbleibsel aus vergangenen Jahrhunderten – längst dicht von Neubauten eingeschlossen ist und als ein lästig gewordenes Verkehrshindernis beseitigt werden soll.

Das sogenannte „Freihaus“ soll fallen – jenes ungeheure Gebäude, das nahezu 2000 Menschen zur Wohnung dient und das auf immer mit der Kunstgeschichte verbunden ist: stand doch in einem von den vielen Höfen, die seine Mauern umschließen, Schikaneders hölzernes Theater, aus dessen wackliger Bühne an jenem denkwürdigen 3. September 1791 die „Zauberflöte“ zum erstenmal gespielt wurde; der dicke Schikaneder trieb als Papageno auf der Bühne seine Possen, am Dirigentenpult aber saß der blasse Mozart und dirigierte, selbst schon dem Tod verfallen, das Werk, in dem er wie mit einem letzten leuchtenden Liebesblick vom Leben Abschied genommen hatte!

Carl Pippich: Freihaus am Naschmarkt
Carl Pippich: Freihaus am Naschmarkt

Noch ist es nicht entschieden, ob das alte Haus wirklich schon in der allernächsten Zeit eingerissen werden soll – aber auch wenn die Demolierung wieder aufgeschoben werden sollte, ist es doch sicher, daß das Freihaus nicht mehr lang wird stehenbleiben können.

Heute steht das Freihaus wie ein Aschenbrödel mitten in der prächtigsten baulichen Umgebung. Es ist umrahmt von breiten und verkehrsreichen Straßen, prachtvolle Monumentalbauten erheben sich in seiner Nähe, über dem eingewölbten Wienfluß dehnt sich der riesenhafte Karlsplatz aus, dicht vor ihm liegt der große Blumen- und Obstmarkt, dem der Wiener Volksmund den appeteilichen Namen „Naschmarkt“ gegeben hat, und knapp an seiner Seite poltern in einem Einschnitt die Züge der Stadtbahn dahin. 1908

Zierelement

Abnehmbare Alpha Felge 1909

Abnehmbare Alphafelge

Als des Auto- mobilisten wirklicher Freund in der Not bei Pneumatik-defekten, die ihn oft zu stunden- langen Aufenthalten auf offener Landstraße dem Wind und Wetter ausgesetzt, zwingen, erweist sich mehr und mehr die

Abnehmbare Alpha Felge

Hervorragende Automobilisten sprechen sich sehr lobend über diese in längerer Praxis bewährte abnehmbare Felge aus.

Wer sie einmal benutzt, mag sie niemals missen, wegen ihrer unbedingt sicheren Befestigung und leichten Betätigung durch die in wenigen Minuten die Fahrbereitschaft wieder hergestellt wird.

Der größte Marktschreier Frankreichs

…war der Pariser Bleistifthändler Mangin, eine sehr populäre Straßenfigur seiner Zeit. Er fuhr in einem Wagen auf die belebtesten Plätze, wo er in phantastischer Kleidung: Samtmantel mit Goldfransen, federgeschmückter Ritterhelm- unter dem Ton einer Drehorgel, die sein ähnlich ausstaffierter Diener spielte, seine Portraits verteilte.

Nach großartigem pantomimischem Brimborium, das natürlich eine mächtige Menschenmenge anlockte, gab er durch eine Glocke das Zeichen zum Schweigen der Musik, worauf er eine Anrede hielt, die ungefähr so lautetete:

„Meine Herrschaften! Sie scheinen erstaunt, wer dieser moderne Don Quichote ist. Es ist mir leicht Ihre Neugierde zu befriedigen. Ich bin Mangin, Frankreich´s größter Marktschreier, ja das ist wahr, es ist mein Handwerk. Sie würden das bescheidene, ehrliche Verdienst nicht anerkennen, aber meine blitzende Rüstung, mein ganzer grotesker Aufzug locken Sie an. Der Schein ist für Sie alles- ich kenne das! Vor einigen Jahren hatte ich einen Laden in der Rivolistraße und verdiente nicht die Miete- jetzt verkaufe ich Millionen von Bleistiften, die allgemein als die Besten der ganzen Welt anerkannt werden…….“

Dann breitete er seine Waren aus und verkaufte unter allerlei tollen Possen, während er die Käufer mit witzigen Reden fesselte. Übrigens waren seine Bleistifte wirklich gut und nicht teuer.

Der berühmte amerikanische Reklamemacher Phineas Taylor  Barnum ließ sich bei seinem Besuch von Paris im Jahre 1859 den Kollegen vorstellen. Mangin deutete ihm an, daß er eine große Idee im Kopfe habe, die seine Einkünfte mindestens verdoppeln müsse. Vier Monate darauf las Barnum in den Zeitungen, daß Mangin gestorben sei und einen beträchtlichen Teil seines Vermögens den Armen vermacht habe. Als Barnum jedoch einige Wochen später wieder nach Paris kam, siehe, da war Mangin wieder da- mit seiner Drehorgel, auf dem Wagen und mit seinen Hanswurstiaden. Er hatte ein halbes Jahr lang in tiefster Verborgenheit gelebt und seine Todesnachricht selbst verbreitet, um sich größeren Ruf zu verschaffen. Tatsächlich verkaufte er jetzt viermal so viel Bleistifte als früher, bis zu seinem wirklichen Tode im Jahre 1865. Er soll seinen Erben eine halbe Million Francs hinterlassen haben.  

Inwieweit eine Verwandschaft zum französischen Künstler Marcel Mangin besteht ist nicht bekannt.

Zierelement

Schlechte Qualifikation 1899

Weshalb wurde denn der Polizeiwachtmeister N. plötzlich pensioniert?

Wegen Dienstuntauglichkeit. Der Mensch hatte eine aufgeregte Volksmenge durch gütliches Zureden zum Auseinandergehen bewogen, statt hineinzuschießen.

Zierelement

Leo XIII

Rundschreiben des Papstes, 1884

Der h. Vater hat unter dem 30. August eine Encyclica an alle Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe der katholischen Welt erlassen, in der unter Hinweis auf die vorjährige Encyclica, welche die Anrufung der Gottesmutter während des Monats Oktober durch Pflege des Rosenkranzgebetes anordnete, dieselben Vorschriften auch für dieses Jahr erlassen werden. Der h. Vater führt in dem Rundschreiben aus, daß die Gründe, welche ihn zur Hervorhebung dieser besonderen Kundgebung der Frömmigkeit veranlaßt haben, noch fortbestehen. Für Italien sei es um so… Read more.

Edisons verbesserter Phonograph, 1891

wird jetzt in Amerika benutzt, um direkt Krankengeschichten aufzuzeichnen, die dann in bekannter Weise auf dem Wachszylinder aufgezeichnet sind und beliebig oft reproduziert werden können.

Ja, der Phongraph wird verwendet, um das ganze Menü, das der Oberarzt den Kranken bei den Pflegern bestimmt, aufzunehmen und wiederzugeben.

Es wird aber gebeten, recht deutlich zu sprechen, damit nicht ein auf strenge Diät gesetzter Kranker – überfüttert werde.

Zierelement

Die große Aviations­woche von Reims, 1909

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Der Biplan "Ariel" Lefebvres
Der Biplan "Ariel" Lefebvres

Lamberts Morgenausflug Scherzzeichner haben uns schon vor zehn und zwanzig Jahren gern einen Zukunftshimmel voller lenkbarer Luftschiffe und Flugmaschinen gezeigt; mit etwas skeptischem Lächeln sahen wir diese Späße der „Fliegenden Blätter“, die Eroberung der Atmosphäre erschien gar noch so fern. Den Karikaturisten sinkt der spitze Griffel aus der Hand, der Zukunftshimmel hat sich plötzlich über uns aufgetan, aus dem Scherz ist Ernst geworden. Über der Ebene von Bétheny nahe der Champagnerstadt Reims kreuzte die erste Luftflottille eines echten Jules Verneschen… Read more.

Der Opel-Wagenpark des Großherzogs, 1909

Der Großherzog von Hessen verfügt über drei Wagen, die alle nach seinen Angaben karossiert sind. Es sind dies ein Triplphaethon, ein Doppelphaethon mit abnehmbaren Limousinenaufsatz und ein Landaulet.

Alle diese Wagen sind, den hessischen Hofequipagen entsprechend, in dunkelblau gehalten und spärlich mit roten Linien abgesetzt. Bei der Konstruktion der Karosserien war maßgebend, große Flächen und gerade Linien zu erhalten, ohne von den althergebrachten Karosserieformen allzusehr abzuweichen.

Wie man sieht, ist dadurch ein ganz vorzügliches und harmonisches Gesamtbild geschaffen worden, das angenehm von den Erzeugnissen mancher anderer Karosserieerbauer absticht.
Die Karosserien sind in der Wagenaufbauabteilung der Firma A.Opel in Rüsselsheim a.M. ausgeführt worden, deren Untergestelle der hessische Großherzog bevorzugt. Die abgebildeten Wagen haben 50 und 60 PS Opel- Untergestelle.

Zierelement

Humorvolle Diebstähle, 1905

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Unter den Dieben in der ungarischen Hauptstadt Pest, scheint sich eine mit viel Humor begabte Persönlichkeit zu befinden, denn es wurden dort in den letzten Jahren einige der lustigsten Diebstähle verübt, die in der Polizeichronik überhaupt verzeichnet werden. Der erste Streich, über den ganz Pest lachte, war der, daß unbekannte Täter das Pflaster einer ganzen Straße stahlen. Eines Tages erschien ein Herr mit einigen Arbeitern und einigen Lastwagen in einer der verkehrsreichsten Straßen Pests und erklärte dem dort aufgestellten Polizisten,… Read more.

Dankbarkeit 1899

In Berlin erhielt ein Parkarbeiter, welcher sich stets durch „gute Führung, Treue, Fleiß und Bescheidenheit auszeichnete und trotz seiner achtzig Lebensjahre noch immer arbeitet“, ein Geschenk von fünfzig Mark. Der betreffende Arbeiter hat mit tränenerstickter Stimme gebeten, für den Fall, daß er noch einmal auf die Welt kommen sollte, wieder in städtische Dienste eintreten zu dürfen.

Zierelement

Die Hygiene auf dem Lande, 1911

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Es ist keine Übertreibung, wenn man sagt, daß fast überall auf dem Lande die Hygiene immer noch als ein „Mädchen aus der Fremde“ angesehen wird. Selbst ihre einfachsten Regeln und Vorschriften bürgern sich nur sehr schwer ein. Diese Unwissenheit und Gleichgültigkeit beeinflusst naturgemäß auch die Krankheits- und Sterblichkeitsziffern. Nach einer Statistik des Reichsversicherungsamtes kommen in der Land- und Forstwirtschaft auf 1000 Kranke im Alter von 22 bis 24 Jahren 371 männliche, 284 weibliche Tuberkulosefälle, auf 1000 im Alter von 25-29… Read more.

Kapitalist gesucht, 1909

für einen neuen, aber bereits bekannten Artikel der pharmaceutischen Branche gesucht. Zahlreiche Atteste ärztlicher Kapazitäten empfehlen den Artikel, welcher auch im Auslande starken Absatz hat. Hoher Gewinn. Offerte sub „Pharmazeut 111“ an d. Exp. der Illust. Zeitung in Leipzig

Eine Geschichtsstunde bei Prof. Kohlmeier, 1900

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Mitgeteilt von einem aufmerksamen Schüler Setzt Euch! Nun, wie steht´s heute mit der Repetition? Habt Ihr studiert? Das Ja klingt mir sehr zaghaft. Ihr sprecht überhaupt manchmal so mikroskopisch, daß ich kein Wort verstehe. – S., so mache doch einmal die Fenster zu, ganz zu! Oben geht dann der Lärm hinaus. Nun, wer meldet sich freiwillig zum Examen? Wie F., du nicht? Natürlich, der Bursche faulenzt mit einer eisernen Konsequenz. Du hast auch wieder einen völlig ungenügenden Aufsatz gemacht. Da… Read more.

U-Boot 100, 1928

Ein neues geistanregendes Gesellschafts-Brettspiel für Erwachsene und die Jugend. Das Spiel schildert in orgineller Weise den Handelskrieg unserer U-Boote. Der Spielplan enthält eine Anzahl Lauerstellen, von denen aus ein U-boot gegebenenfalls die im Zickzackkurs anfahrenden Dampfer torpediert und versenkt. Da U-Boot 1000 kein reines Würfelspiel ist, kann man überlegen, Berechnungen und Kombinationen anwenden. Dabei ist die Spielregel sehr unterhaltend, einfach und leicht verständlich. An unserer reifere Jugend, aber auch an Erwachsene wendet sich das im Wega-Verlag, München 15, Hermann-Schmidstr. 1, erschienene neue Spiel. Gegen Einsendung von 7,50 Mark erfolgt portofreie Zusendung.

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Bei einem modernen Forscher, 1910

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Im Institut des berühmten Mediziners Geheimrat Ehrlich zu Frankfurt a.M. Die epochemachende medizinische Erfindung, die gegenwärtig von neuem den Namen Professor Ehrlichs in alle Welt hinausgetragen und populär gemacht hat, lenkt von neuem die Aufmerksamkeit auf die ununterbrochene Kette von Triumphen, welche die medizinische Wissenschaft und nicht zuletzt auch die deutsche medizinische Wissenschaft in den letzten 30 Jahren auf dem Gebiete der Krankheitsforschung und Bekämpfung davongetragen hat. Zuerst war es der große englische Chirurg Sir Josef Lister, der, die Entdeckung… Read more.

Über den Nutzen des Gesanges, 1900

Von verschiedener ärztlicher Seite wird das Publikum auf den Nutzen des Gesanges und des lauten Redens für den Menschen hingewiesen.

Es war z.B. der berühmte Naturforscher Cuvier in seiner Jugend schwindsüchtig. Als er Professor geworden und damit Anstrengungen der Stimme selbstverständlich wurden, stellte sich seine Gesundheit her. Der bekannte englische Philosoph Brown hielt durch öffentliche Vorträge die Entwicklung seiner Schwindsucht viele Jahre hindurch auf. Das laute Reden trägt wahrscheinlich viel dazu bei, daß die Geistlichen ein hohes Alter erreichen.

Auch das Singen ist eine treffliche Anstrengung und bietet das beste Mittel, um junge Leute vor Brustkrankheiten zu bewahren, weil es zum Tiefatmen nötigt und den Blutkreislauf in den Lungen verstärkt. Ein großer Teil hervorragender Sänger und Sängerinnen, die ihre Gesundheit nicht durch eine unvorsichtige Lebensweise untergruben, waren langlebig. Das beste Kräftigungsmittel der Brust ist nächst Rede und Gesang – ein fröhliches Gelächter.

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Moderne Amateur­photographie, 1889

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Beim Einstellen des Photographie-Apparates Noch vor wenigen Jahren war so ein wandernder Photograph eine wahre Jammergestalt. Bepackt wie ein Saumtier konnte er wohl nie der Neugierde des Publikums entgehen, das ihn während seiner Operationen gaffend und wohl auch Späße machend umstand. Wenn er nicht Gefahr laufen wollte, daß seinem Apparate, während er im Dunkelzelte die Platten präparierte oder entwickelte, von böswilligen Buben, von zudringlichem Weidevieh oder heftigem Winde nicht gerade die schonendste Berührung zuteil werde, war es unbedingt notwendig, wenigstens… Read more.

Fundanzeige

In Hernals wurde auf offener Straße ein Paket mit Pfandscheinen, lautend auf den Namen der ermordeten und beraubten Franziska Hofer gefunden und bei der Polizeidirektion deponiert. Da es der Behörde nicht anders möglich ist, den Verlustträger zu eruieren, so möge sich der Unbekannte das verlorene Paket aus dem polizeilichen Depositum beheben.

Besondere Frauen: Lydia von Wolfring, 1906

Lydia von Wolfring

Zur Generalinspektorin über die gesamte Findelpflege in Niederösterreich wurde Fräulein Lydia v. Wolfring, die Begründerin der Wiener Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft und Gründerin und Präsidentin des Pestalozzi- Vereines, zur Förderung des Kinderschutzes und der Jugendfürsorge, ernannt

Diese Ernennung ist die erste ihrer Art in Österreich – und ist um so freudiger zu begrüßen, als die Persönlichkeit des Fräuleins v. Wolfring, die sich um den Kinderschutz in Österreich schon außerordentliche Verdienste erworben hat, dafür bürgt,daß sie durch das ihr übertragene Amt die Findlingspflege verbessern und maßgebende Kreise für eine Reform der Jugendfürsorge gewinnen wird.

Lydia v Wolfring auf Frauen in Bewegung  und in WikiVisually 

Besondere Frauen: Cäcilie Graf-Pfaff, 1906

Die Münchner „Sezession “ hat heuer zum erstenmal seit ihrem Bestehen eine Frau zum Mitglied der Jury ernannt. Es ist dies die Malerin Frau Cäcilie Graf- Pfaff. 1906

„Cäcilie Graf-Pfaff (1868-1939) gehörte zu den bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit, obwohl sie heute nur noch wenigen Spezialisten bekannt ist.“ Quelle. FAU

Adler Nutz­automobile 1909

Goldene Medaille und Diplom der Reichspost- Verwaltung

als Anerkennung für die hervorragenden Leistungen der Adler- Lastautomobile auf der 1700km langen, durch Mittel-, West- u. Süddeutschland führenden, dreiwöchigen

Internationalen Lastautomobil- Konkurrenz
(23.April bis 13.Mai 1909)

Im Jänner 1909 sind in Deutschland 41.727 Kraftfahrzeuge zugelassen, wovon 23.913 rein gewerblichen bzw. Nutzzwecken dienen. In Ortschaften gilt Tempolimit 8 oder 10km/h, ansonsten 15km/h.

Mitteilungen zum Grammophon, 1891

Den Lesern, welchen unseren Mitteilungen über das Grammophon gefolgt sind, wird vielleicht die Nachricht willkommen sein, daß die Grammophon-Spielwaren-Fabrik von Kämmer, Reinhardt & Co zu Waltershausen (Thüringen) kleine Grammophone zu 18 bis 20 Mark, sowie sprechende Puppen in den Handel bringt, welche für Auswechslung der Platten eingerichtet sind.

Auch errichtet sie Agenturen, in welchen Kinder oder deren Angehörige ihre Stimme aufnehmen lassen können. So wären denn die Lautwiedergabe-Apparate endlich in die Praxis getreten und jedem für ein Billiges die Möglichkeit gegeben, hoffentlich recht geistreiche Aussprüche zu verewigen.

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Ein erloschener Studenten­brauch, 1910

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Das „Hutschen“ gehörte früher zu den häufigen studentischen Gebräuchen.
Es war das eine Art von Brüderschaftstrinkens, wobei beide Teile alles, was sie im Augenblick auf und an dem Leibe hatten, also auch Degen, Uhren, Ringe und Börsen, tauschten.

Studenten 1910

Gewöhnlich fügte sich der jüngere Student und gab seine schönen Kleidungsstücke, die Wäsche samt Ring, Uhr, Degen und Börse dem älteren Hutschbruder, während er selbst nun die von dem älteren zu diesem Zweck besonders ausgesuchten fadenscheinigen Kleider, die Wäsche und höchstens noch eine völlig leere Börse erhielt und dann noch obendrein ausgelacht und ironisch als ein jetzt erst für das Studentenleben Hoffnung gebender junger Mann belobt ward.

Zuweilen wurde auch eine Hutschung bloß im Interesse der Belustigung vorgenommen, wenn ein sehr großer Student einem sehr kleinen das Hutschen anbot, und dann der eine mit Ärmeln, die kurz unter dem Ellenbogen aufhörten, und der andere mit den am Boden nachschleppenden Rockschößen nach Hause ging.

Besondere Frauen: Elisabeth Lorenz, 1914

Elisabeth Lorenz

Auszeichnung einer Frau mit dem goldenen Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeits- medaille: Frau Elisabeth Lorenz

Die Gattin eines Wiener Arztes, folgte ihrem Gatten, der als Chirurg des ungarischen Roten Kreuzes in den Militärspitälern des südlichen und später nördlichen Kriegsschauplatzes tätig war, ins Feld und machte als seine Assistentin alle Strapazen des Krieges mit.

Als ihr Gatte auf dem Kriegsschauplatze erkrankte, brachte sie ihn mit einem Automobil, das sie selbst lenkte, in neunzehnstündiger Fahrt über die Karpaten und Ungarn nach Wien.

Gleichzeitig mit Frau Dr. Lorenz wurde auch ihr Gatte von Kaiser Franz Josef durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Franz- Josef- Ordens am Bande des Militärverdienstkreuzes ausgezeichnet.

Hofrat Dr. Albert Lorenz (1885-1970) 

Die Geschichte des Wortes „Kannibalen“

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Als Columbus 1492 von Cuba nach Haïti segeln wollte, suchten ihn die gefangenen Eingeborenen, die er an Bord hatte, voller Furcht davon abzubringen, indem sie ihm zu verstehen gaben, daß die Bewohner Menschenfresser wären. Sie nannten dieselben Kariben (woraus später „Karaiben“ entstand); die Kariben selbst leiteten ihren Namen von dem ihres Stammvaters „Kalina“ ab.

Damals verhörte sich Columbus und verstand „Kanniben“, und so wurde durch sein Mißverständnis der Ausdruck Kannibalen für die Menschenfresser eingeführt.
Dabei gab Columbus dem Namen eine Deutung, die uns heute höchst ergötzlich erscheint, wobei zu bedenken ist, daß er davon ausging, die Inseln Japans und die Küste von China zu erreichen und nicht mehr ferne davon zu sein glaubte.

Er schreibt in seinem Tagebuche vom 11.Dezember 1492:
„Kaniba kann nichts weiter bedeuten, als Völker des Chans (Mongolenchans), also muß er in der Nähe residieren. Wahrscheinlich schickt er seine Flotte auf den Sklavenfang aus und da die Eingeborenen nie die Ihrigen zurückkehren sehen, so stellen sie sich vor, sie würden verzehrt. So lerne ich täglich diese Inder, und sie wiederum uns, besser verstehen.“

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Christine Nilson und die List des Impresario, 1913

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Christine Nilson, die "schwedische Nachtigall", besaß in der Person von M.Stratosch einen Impresario, wie er nicht oft gefunden werden dürfte, denn Stratosch, selbst künstlerisch fein gebildet, war nebenbei noch ein ebenso gerissener wie skrupelloser Geschäftsmann. Christine Nilsson Einmal sollte Christine Nilson bei einer Tournee durch Deutschland in Hamburg ein großes Konzert geben. Kurz vor ihr waren jedoch in der alten Hansestadt schon drei andere Sängerinnen von internationalem Ruf aufgetreten, so daß zu befürchten stand, das Publikum würde dem Konzert trotz… Read more.

Neue Amtstitel im Mai 1920

Den früheren Gerichtsdienern und Gefangenenaufsehern ist der Titel – Justizwachtmeister verliehen worden. Der erste Gerichtsdiener heißt fortan „Erster Justizwachtmeister“, die Unterbeamten werden als „Justizhilfswachtmeister“ tituliert.
Vermutlich werden dann die angehenden Beamten des Faches als Hilfsjustizhilfswachtmeister bezeichnet werden und die, die auch das erst zu werden gedenken, als Hilfsjustizhilfswachtmeisteraspiranten. Über einige Zeit können wir dann in der Zeitung vielleicht von einer Hilfsjustizhilfswachtmeisteraspirantensgattin lesen.
Es ist doch gut, daß die neue Zeit mit dem alten Titelunwesen aufgeräumt hat!

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Ein guter Schuß, 1896

Alexandre Dumas hatte eines Tages mit einem Dragonerleutnant einen heftigen Streit, und nur Blut konnte nach den Anschauungen der „Gesellschaft“ die gefallenen Beleidigungen abwaschen. Da aber beide gleich gute Schützen waren, so kam man überein, das Los entscheiden zu lassen, und der Verlierer sollte sich selbst erschießen.

Am nächsten Morgen trafen sich die beiden Gegner und Sekundanten in einem kleinen Restaurant bei Batignolles. Die Lose wurden gezogen und Dumas verlor. Er nahm sein Unglück anscheinend ruhig auf, nahm von allen tiefbewegten Abschied und vergab seinem glücklicheren Gegner mit rührenden Worten. Hierauf nahm er das geladene Pistol in die Hand, trat ruhig in ein Nebenzimmer und schloß die Tür.

Die Anderen warteten atemlos den Knall ab, der das Ende der Tragödie bilden sollte. Endlich fiel ein Schuß. Ängstlich rannten sie zur Tür des verhängnisvollen Zimmers, als dieselbe plötzlich aufgerissen wurde, und der vermeintliche Tote, die rauchende Waffe in der Hand haltend, auf der Schwelle erschien.
„Denken Sie sich das Unglück, meine Herren,“ rief er, “ ich habe mich verfehlt.“

Schönes Zitat von Alexandre Dumas, als Antwort auf Rassismus:

„My father was a mulatto, my grandfather was a negro and my great-grandfather a monkey. You see, Sir, my family starts, where yours ends.“

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Miss Christabel Pankhurst oder die Anwendung kriegerischer Mittel, 1908

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Die Energie, mit der die Frauen in England für die Einführung des Frauenstimmrechts kämpfen, ist entschieden bewundernswert, wenn auch die Mittel, die sie zur Erreichung ihres Zieles anwenden, nicht immer nach unserem Geschmack sein mögen. Der Verlauf der Frauenbewegung in England hat eben gezeigt, daß mit einer lediglich doktrinären Politik in dieser Frage, wie sie von den ersten, vor etwa vierzig Jahren entstandenen Frauenvereinen befolgt wurde, kein Erfolg zu erzielen ist. Erst seitdem die englischen Frauen nach dem Rat und… Read more.

Über die Entstehung von Briefkuverts, 1917

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Um 1830 lebte zu Brighton in England ein Buchhändler namens Brewer, der zugleich mit Schreibmaterialien handelte und in dem Schaufenster seines Ladens Papier stoßweise auszulegen pflegte. Alle Formate, vom größten bis zum kleinsten, waren vertreten, den Sechzehntelbogen schnitt er sogar noch in Kartenform, um die Reihe dieser Papierstöße zu vervollkommnen

Infolgedessen erhielt er starken Zuspruch, besonders von Damen, bei denen die kleinen und kleinsten Formate schnell beliebt geworden waren. Und nun entstand bald die Schwierigkeit, wie man die auf solches Papier geschriebenen Bilette adressieren könne. Dies führte den spekulativen Mann darauf, Einschlagpapier herzustellen, zu deren Anfertigung er sich metallener Platten von verschiedener Größe bediente, nach denen er die Einschläge ausschnitt.

Das gefiel den Damen erst recht, und bald kamen Aufträge von allen Seiten. Der Bedarf stieg so rasch, daß er den Bestellungen kaum zu entsprechen vermochte und nun alle Kuverts bei der Firma Dobbs&Co in London für sich herstellen ließ.

So entstand aus einer Spielerei der Damen ein für die gesamte korrespondierende Welt äußerst praktischer und nützlicher Artikel; so wurde ein Industriezweig geschaffen, der Tausenden von Menschen zum Lebensunterhalt diente.

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Wie man in einigen Jahren telefonieren wird, 1930

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Videotelfonie
Wie man in einigen Jahren telefonieren wird

Vor einiger Zeit wurde in Berlin ein Fernsprechapparat vorgeführt, bei welchem das Bild des Telephonierenden auf der Seite des Gesprächsempfängers gesehen werden konnte.Jetzt will man daran schreiten Telephon-Fernseh-Gespräche als Luxusgespräche einzuführen. Die Fernseh-Telefonzelle unterscheidet sich von den bisher gebräuchlichen Sprechzellen ziemlich stark. Bisher nahm man das Mikrophon in die Hand, hielt es zum Mund und sprach hinein. Jetzt setzt man sich in einen bequemen Stuhl und wird von einem milden blauen Licht bestrahlt. Dann kann man zu sprechen beginnen, sobald… Read more.

Die Hemdbrust als Roman, 1925

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Ein amerikanischer Wäscheerzeuger hat auf dem Gebiet der Herrenkleidung etwas ganz Neuartiges erfunden.

Der unternehmende Yankee hat nämlich der Welt ein Vorhemd beschert, das aus sieben aufeinandergelegten seidenartigen Blättern Papier besteht. Die Vorderseite jedes Blattes dient als Hemdbrust, die Rückseite aber ist mit einer Erzählung bedruckt. Alle sieben Blätter sind nummeriert, genauso wie ein Zeitungsroman; wer zwei Vorhemden auf einmal kauft, kommt in den Besitz eines vollständigen Romans, denn jede Vorhemderzählung ist in 14 Lieferungen zerlegt.

Die neuen Vorhemden sind sowohl für denjenigen, der sie erzeugt als auch für denjenigen, der sie trägt vorteilhaft. Anstatt jede Woche einige Male eine reine Hemdbrust anzulegen, reißt der glückliche Besitzer der neuen Art von Vorhemd einfach das oberste Blatt ab und zeigt der Welt eine blendend weiße Brust, die zugleich die Fortsetzung einer interessanten Erzählung darstellt.

Die neuen Vorhemden sind sowohl für denjenigen, der sie erzeugt als auch für denjenigen, der sie trägt vorteilhaft. Anstatt jede Woche einige Male eine reine Hemdbrust anzulegen, reißt der glückliche Besitzer der neuen Art von Vorhemd einfach das oberste Blatt ab und zeigt der Welt eine blendend weiße Brust, die zugleich die Fortsetzung einer interessanten Erzählung darstellt.

Auf diese Weise kommen die Herren zu einer spannenden Lektüre, die sie, wenn sie Lust haben auch an einem Tag beenden können. Der Erfinder des neuen Vorhemdes spekuliert auf die Leselust des männlichen Amerikaners. Er hofft mit Hilfe abenteuerlicher, geistreicher Romane die Herren der Schöpfung für sich zu gewinnen, um immer neue Vorhemden zu verkaufen. Er betrachtet sich wahrscheinlich sogar als einen Wohltäter der Menschheit, denn erstens hebt er die Liebe zur Literatur, zweitens gibt er armen Schriftstellern Gelegenheit, etwas zu verdienen, drittens fördert er die Reinlichkeit und viertens tut er einem Teil der Menschheit, nämlich sich selbst, etwas Gutes, indem er sich ermöglicht, recht viel zu verdienen.

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Auto­mobilitische Rund­schau vom 5.August 1909

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Die  deutsche Automobilindustrie steht längst auf gleicher Höhe mit der des Auslandes, selbst der mächtigen französischen, und ist auf dem besten Wege, sich auch den Weltmarkt zu erobern.Wenn trotz lebhafter Anstrengungen unserer großen Etablissements bisher nicht allzu befriedigende Resultate erzielt wurden und der Absatz deutscher Fabrikate im Ausland verhältnismäßig schwach blieb, so ist das zum großen Teil auf die geringe Beachtung zurückzuführen, die das Ausland den deutschen Veranstaltungen entgegenbringt. Trotz der guten Beziehungen, die der kaiserliche Automobilklub mit den führenden… Read more.

Das Einimpfen der Kuhblattern, 1891

Die Aufsehen erregende Erfindung Dr. Koch´s lenkt die Aufmerksamkeit auf das vorbildliche Verfahren, das Einimpfen von Kuhblattern als Mittel gegen die Pockenkrankheit.

Das Übertragen von Menschenblattern von einem Individuum auf das andere ist im Oriente eine uralte Kunst, in Europa führte es erst Lady Montague 1718 ein. Doch kam man allmählich wieder davon ab, weil ansteckende Krankheiten dadurch von Einem zum anderen mit Leichtigkeit verbreitet wurden. Der englische Arzt Jenner machte die Entdeckung des Vorzugs der Kuhlymphe im Jahre 1775 und impfte mit derselben zum ersten Male am 14. Mai 1796.

Doch schon lange vor ihm sind – holsteinische Bauern auf denselben Gedanken gekommen. Sie hatten die Beobachtung gemacht, daß Mägde, die beim Melken von den Kuhpocken angesteckt wurden, wenn sie zufällig eine leichte Verletzung an den Fingern hatten, nach einem gelinden Fieber die Blattern nur in geringem Maße bekamen, und dann gegen die Ansteckung von Menschenblattern gesichert waren.
Es existierten im Holsteinischen einzelne Familien, in denen schon einige Generationen hindurch, seit 1796, diese Sicherung sich wiederholt hatte. Ja, ein Lehrer in der Probstei, namens Plett, impfte mit Absicht einigen Personen die Pocken der Kühe ein.
Diese Tatsache war dem Kieler Leibarzte Weber bekannt geworden, aber er verfolgte die Erfindung nicht weiter. D.

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Die Eroberung des Wilden Westens, 1930

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"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen." Dieses Sprichwort hat nicht mehr seine volle Gültigkeit. Heute geht das Reisen so schnell, glatt und anstandslos vor sich, daß es nicht einmal bei besonders langen Reisen viel zu erzählen gibt. Eine lange Reise wäre zum Beispiel die Fahrt von Hamburg zur Zeppelinwerft an den Bodensee, da sie ja doch quer durch Deutschland führt. Mehr als das Sechsfache länger wäre allerdings eine der gewaltigsten Landstrecken und zwar die Fahrt von… Read more.

Wiener Vergnügungs­­­anzeiger während der Sommerzeit

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 …weniger für die Fremden, als vielmehr für die Einheimischen berechnet:

  • Montag: Katzenmusik der Sozialdemokraten beim Bürgermeister Dr. Lueger
  • Dienstag: Mehrfache Konflikte der Arbeiter mit der Sicherheitswache
  • Mittwoch: Demonstrativer Aufzug der czecho-slavischen Sozialdemokraten vor dem Hause Dr. Geßmanns, unter Absingung des Liedes „?erveny prapor“.
  • Donnerstag: Katzenmusik vor der Wohnung Gregorig´s
  • Freitag: Skandelszenen und Steinbombardement der Sozi vor der Villa des Prinzen Liechtenstein
  • Samstag: Auflösung mehrerer Arbeiterversammlungen infolge zu tumulöser Auftritte
  • Sonntag: Massenprotestversammlungen und Demonstationen der Arbeiterbevölkerung wegen des Wahlrechtsentwurfs für die Gemeinde Wien
  • 1899­
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Besondere Frauen: Dr Elise Richter, 1905

Dr. Elise Richter

Zum ersten Male kündigt an der altehrwürdigen Wiener Universität ein weiblicher Dozent seine Vorlesungen an. Fräulein Doktor Elise Richter ist endgültig zur Dozentur zugelassen worden und ihr Mann figuriert bereits unter den Vortragenden auf der Liste des Wintersemesters 1905/06.

Ben Akiba – es ist nicht wahr! 1889

Es ist wirklich noch nicht dagewesen. Oder hat jemand schon gehört, daß Lokomotiven sprechen können?

Den Wundermännern Edison und Lowry ist dies – passiert.

Die Zeitschrift für Transportwesen bringt mit kühlem Ernst die Mitteilung, daß sich die genannten Herren einen Apparat haben patentieren lassen, welcher die Dampfpfeife der Lokomotive ersetzen soll.

Der „Linguagraph„, ein Apparat mit Röhren, Drähten, eingeschobenem Phonogramme und einer Klaviatur und mit einer nach außen gehenden trompetenartigen, rückwärts geneigten Röhre versehen, soll die Worte: „Tunnel, bremsen“ u.v.w. mit solcher Gewalt ausstoßen, daß Beamte und Reisende den Ruf hören – wenn sie nicht dadurch taub werden.

Die Botschaft hör´ ich wohl, aber – bei Edison ist alles möglich. 1889

Am 2. März 1889 schreibt die New Yorker Presse dazu:

It’s a great time that we live in.” Just imagine a steam calliope with a voice like a fog horn bellowing forth Schenectady, Amsterdam or Skeneateles. It is horrible even to contemplate. To hear the average brakeman attempt to call the names of railroad stations is enough to drive half the traveling public info the insane asylums, but to have the name blown into their ears by steam will be enough to drive the other half there.—Amsterdam Recorder.

https://nyshistoricnewspapers.org/

Ein Rezept für Dilettanten

Moritz von Schwind

Moritz von Schwindt ( 1804- 1871), wurde von einem vornehmen Münchner Dilettanten gebeten, er möge ihn doch für einige Tage oder Wochen in seine Schule nehmen und ihn namentlich in seiner meisterhaften Kunst der Bleistiftskizze unterweisen, ihm zeigen, wie er das mache.
„Ei, Herr Baron,“ meinte der Maler darauf in seiner faustischen Weise,“ das kann ich Ihnen auf der Straße in einigen Minuten sagen. Mein Papier kaufe ich – wollen Sie es sich gefälligst aufschreiben – bei Bulliger in der Residenzstraße; meine Bleistifte – Faber – beziehe ich von Andreas Kant in der Kaufingerstraße; von derselben Firma habe ich dieses Gummi, brauche es aber wenig, desto häufiger benutze ich dieses Federmesser, um die Bleistifte zu spitzen, es ist von Tresch in der Dienersgasse. Habe ich nun alle diese Dinge auf dem Tische liegen und dazu einge Gedanken im Kopf – dann setze ich mich hin und fange an zu zeichnen. Und jetzt wissen Sie alles, was ich Ihnen sagen kann!“

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Besondere Frauen: Miss Dora Harrison 1911

Exzentrischer Rekordmarsch einer Dame

Zu Fuß von New York nach Tampa (Florida) zu gehen, welche Städte 2000 km voneinander entfernt sind, ist schon für einen Mann eine außergewöhnliche Leistung, wieviel mehr für  eine Dame! Und doch wurde diese Leistung kürzlich von einer jungen Amerikanerin, Miss Dora Harrison, infolge einer Wette um 4000 Kronen ausgeführt.

Das couragierte Mädchen startete in Brooklyn, der Nachbarstadt New Yorks und bewältigte im Durchschnitt 32 km. Es kam sogar einmal vor, daß sie an einem Tage 76 km hinter sich brachte, indem sie in einem Zuge von Baltimore nach Washington ging.

Um ihre Wette zu gewinnen, mußte Miss Harrison die lange Reise ohne einen Cent Geld machen und selbst für ihre Existenzmittel sorgen. Es passierte ihr manchmal, daß sie ohne gegessen zu haben, marschieren mußte. Die amerikanischen Zeitungen haben ausführlich über diese, im Grunde genommen, doch recht zahme Affäre berichtet.

Wenn Miss Harrison manchmal nichts zu essen bekam, so ist ihr auch Recht geschehen. Ihr Unternehmen mag eine mehr oder minder gute Spekulation gewesen sein, ein sportliches Interesse bietet es nicht im Geringsten.

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Der Krieg und unsere Kinder, 1914

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Was gewinnt die Jugend von der heutigen bewegten Zeit? Es war einmal. Wie böse Märchen muteten uns die Schilderungen der Alten und Uralten von den vergangenen Kriegsnöten an. Jetzt sind sie wieder zu unserem Schrecken Wirklichkeit geworden. Die Kriegsfurie rast wieder durch die Länder und hinterdrein das böse Gefolge der apokalyptischen Reiter, wie es die beiden großen Maler Dürer und Cornelius packend dargestellt haben: die Pest, die Teuerung, der Tod. Lazar Melneczuk* Und dennoch haben wir in diesen Tagen der… Read more.

Schauspielerin Pauline Ulrich, 1890

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Zu den hervorragendsten Mitgliedern der deutschen Bühne gehört Fräulein Pauline Ulrich, die bekannte erste Liebhaberin und Heldin des Dresdner Hoftheaters.Als geborene Berlinerin machte sie ihre ersten Versuche auf der Bühne des Liebhabertheaters "Concordia" und der des Berliner Hoftheaters und nahm dann ein Engagement in Stettin an. Von dort kam sie an das Hoftheater zu Hannover und 1859 an das Dresdner Hoftheater, das sie noch jetzt zu ihren besten Kräften zählt. Einer uns von der bekannten Schriftstellerin Dr. Helene Druskowitz freundlichst… Read more.

Die Volks­tümlichkeit der Bienenzucht, 1930

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Wieviele Bienenvölker in den verschiedenen Staaten auf je 100 Einwohner entfallen.

Die Biene, das emsige Sinnbild der Sparsamkeit und des Fleißes, ist ein Tierchen, daß sich trotz seines Stachels großer Volkstümlichkeit erfreut. Sie gehört zu den Tierchen, die alle Leute gerne haben. Viele Lieder und viele Erzählungen singen und sagen vom Bienchen und seinem Summen.

Des Summens wegen hält man die Bienen freilich nicht in Bienenkörben, sondern wegen des wohlschmeckenden, heilsamen und vitaminreichen Honigs. Aber man hält und schätzt die Bienen auf der ganzen Welt.

In der wiesenreichen Schweiz kommen 66 Bienenvölker auf je 100 Einwohner und ebensoviel in Spanien. Jugoslawien, das Agrarland, folgt mit 58, Österreich mit 57 und Rumänien mit 48 Bienenvölkern auf je 100 Einwohner.

Die Tschechoslowakei hat nur 38, die Ukraine 37, Polen 33 und Frankreich 32 Bienenvölker auf 100 Einwohner.

Dann sinken die Zahlen sehr rasch, um ihren tiefsten Stand mit Norwegen zu erreichen, wo nur 7 Bienenvölker auf 100 Einwohner kommen.

Die Vergleichszahlen stammen aus amtlichen Zählergebnissen. 1930

Grabbe und das Lotterielos, 1891

Der Dichter Grabbe bekam einst von einem Hamburger Kollekteur ein Lotterielos zugesandt, das, wie Letzterer in seinem Schreiben behauptete, „unbedingt“ mit einem Gewinn gezogen werden würde, und dann hieß es weiter: „Aus diesem Grunde senden wir Ihnen das Los Nr. 2226 anbei und ersuchen Sie, da die Ziehung binnen 14 Tagen bereits ihren Anfang nimmt, uns umgehend den Betrag, aber, im Falle Sie Ihr Glück von der Hand weisen, das Los selbst zurückschicken zu wollen.“

Grabbe erwiderte darauf sogleich: „Ihr Los, auf welches „unbedingt“ ein sicherer Gewinn in Aussicht gestellt wird, behalte ich. Zur Ersparung von Porto für Geldsendungen ersuche ich Sie, die Summe, die das Los kostet, von dem „sicheren Gewinne“ abzuziehen und den Überfluß gefälligst auf hier anweisen zu wollen. Sollte das Los jedoch durchfallen, so betrachten Sie den Verlust als Strafe für Ihren Aberglauben.“

 Siehe auch: Christian Dietrich Grabbe in Detmold

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Ivar Kreuger, 1930

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Ivar Kreuger

Wie der reichste Junggeselle der Welt lebt. Ivar Kreuger Der schwedische Zündholzkönig Ivar Kreuger, in dessen Händen sich ungefähr drei Viertel der gesamten Zündholzfabrikation der Welt vereinen, gilt als der drittreichste Mann, den die Erde trägt, und kann zudem noch den Ruhm in Anspruch nehmen, der reichste Junggeselle der ganzen Welt zu sein. Obwohl er jetzt fünfzig Jahre zählt, hat er sich bisher nicht zur Ehe entschlossen. Dieser Mann führt ein völlig zurückgezogenes Leben. Von seinen Privatangelegenheiten weiß man so… Read more.

Der Kampf gegen die Jung­gesellen, 1896

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".....werden durch die Bürgerpolizei vertrieben und im Widersetzungsfalle - gehenkt." In früheren Zeiten hieß von einem gewissen Zeitpunkte an jeder Unverheiratete: Hagestolz, eine Bezeichnung, deren Abstammung und Bedeutung weiterhin erörtert werden soll. Der Ausdruck: Junggeselle in seiner heutigen Bedeutung, wurde erst im 15. Jahrhundert üblich. Der Zeitpunkt, wann ein Unverheirateter ein "Hagestolz" wurde, war in verschiedenen Gegenden abweichend festgesetzt. In Niedersachsen trat dieser wichtige Augenblick mit 50 Jahren 3 Monaten und 3 Tagen ein, im Odenwalde dagegen, wie einst in… Read more.

Der Bacillus in Briefmarken, 1891

Professor Mario Semmola
Prof. Mario Semmola

Das ist das Neueste auf dem Gebiete der Mikroben, die nachgerade das ganze Universum bedrohen.

Der Gelehrte, welcher in den Briefmarken Bacillen entdeckt hat, ist der italienische Professor Mario Semmola. Außer dem Papiergelde soll die Briefmarke besonders geeignet sein, die Mikroben in die fernsten Gegenden zu verpflanzen. Für gefährlich erachtet Semmola namentlich solche Marken, die mit der Zunge an einer Ecke befeuchtet und zur Antwort beigelegt werden, weil, wenn man sich derselben bedient, sehr leicht eine direkte Verpflanzung des Bacillus erfolgt.

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Ein zweiter Frauenmord in der Sylvesternacht, 1899

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Der Frauenmörder Simon Schosteritz Noch hatte sich die Bevölkerung der Residenzstadt nicht von den Schrecken des Mordes an dem Mädchen in Ottakring erholt, welches Verbrechen die Gefahr nahe gerückt erscheinen ließ, daß Jack, der Aufschlitzer, seine Tätigkeit von London nach Wien verlegt habe, als in der Sylvesternacht sich ein zweiter Frauenmord ereignete. Der Schauplatz des zweiten Frauenmordes war das Erdgeschoß des Hauses Landstraße, Untere Weißgärberstraße Nr. 32, das Opfer der Bluttat das Mädchen Anna Spilka, die dort als Afterpartei* ein… Read more.

Automobili­stische Rundschau, Sept.1909

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Die automobilistische Herbstsaison sollte in Deutschland ursprünglich mit der großen Internationalen Zuverlässigkeitsprüfung für kleine Wagen eingeleitet werden. Die vom Kaiserlichen Automobilklub gemeinsam mir der Deutschen Motorradvereinigung ausgeschriebene Fahrt mußte indes auf Wunsch der Behörden mit Rücksicht auf die späte Ernte dieses Jahres auf Ende September verschoben werden. Das Interesse an der von Berlin nach Straßburg führenden Voiturettenprüfung wird aber dank der hervorragenden Beteiligung kaum eine Einbuße durch die Verschiebung erleiden. Da auch im Auslande zu derselben Zeit keine größeren Rennen… Read more.

Besondere Frauen: Miß M. E. Durham, Kriegsbericht­erstatterin, 1913

Miß M.E.Durham

Mit welch schweren Anstrengungen und vielfachen Gefahren das Amt eines Kriegsberichterstatters verknüpft ist, bedarf keiner Erörterung. Um so mehr wird die Tatsache überraschen, daß sich zur Kriegsberichterstattung auf dem Balkan die englische Zeitung „Daily Chronicle“ nicht einen Mann, sondern eine Frau auserwählt hatte, Miß M. E. Durham.
Sie hat sich ihren Aufgaben in hohem Maße gewachsen gezeigt. Sie war der montenegrinischen Armee zugeteilt worden, und während ihre männlichen Kollegen noch schwiegen, sandte sie bereits den ersten Bericht über die Eröffnungsgefechte bei dem türkischen Grenzfort Detschisch ein.

Allerdings wurde ihr ihre Tüchtigkeit durch verschiedene Umstände erleichtert. Sie hatte sich schon vor Ausbruch des Krieges in Montenegro aufgehalten und sich das Vertrauen der montenegrinischen Regierung derartig erworben, daß man ihr gestattete, sogleich mit den ersten ausrückenden Truppen in das Feld zu ziehen. Aber sie widmete sich nicht nur ihrem Beruf als Kriegsberichterstatterin getreulich, sondern beteiligte sich auch außerdem im Dienst des „Roten Kreuzes“ aufopfernd an der Krankenpflege.

Von der Anschaulichkeit ihrer Schreibweise sei folgende Probe gegeben:
„Von den Abhängen des Detschisch knatterte Gewehrfeuer auf die Ebene hinab. Eine dichte Wolke verhüllte das Fort, als ob der Berg Feuer gefangen hätte. Die montenegrinische Artillerie begann jetzt ihre Geschütze auf die türkische Stellung zu richten. Plötzlich erhob sich die Rauchwolke von dem Gipfel des Detschisch und jetzt verbreitete sich die frohe Kunde, daß die Montenegriner die Bergfeste erstürmt hätten. Durch meinen Feldstecher beobachtete ich, wie eine Fahne aufgezogen wurde; es war die siegreiche, montenegrinische Flagge.“ TH. S., 1913

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Münchner Malerinnen – Ida Klaus, 1906

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Die Damenakademie Ida Klaus (München) in ihrem Atelier "Solange wir vereinzelt in der Menge stehen, werden wir nicht vorwärts kommen", rief im Tone der Mutlosigkeit eine der jungen Damen. Die Kolleginnen stimmten lebhaft bei; und nun erzählte jede von den vier Malerinnen ihre Leidensgeschichte. Sie bewegten sich um einen Kernpunkt: keine Unterstützung und Förderung von außen; ein harter, ohnmächtiger Kampf gegen die solidarisch, in kompakter Masse vorgehenden Künstlergenossenschaften; gegen vorgefaßte Meinung, offenkundige Geringschätzung und geheime Intrige. "Nur durch gemeinsames Vorgehen… Read more.

Durch­schossene Luftballons, 1896

Mit der zunehmenden Verwendung des Ballons im Militärdienste gewinnt die Frage an Interesse, wie sich ein den Feind beobachtender Fesselballon – Freischwebende werden selten angewandt und sind fast unerreichbar – gegen ein starkes feindliches Feuer halten kann. Man stellte deshalb im letzten Sommer auf dem österreichischen Schießplatz zu Steinfeld Versuche an.

Ein großer, 10 bis 14 m breiter Fesselballon wurde, in 800 m Höhe und 5 km Entfernung aufgestellt, aus einer Batterie von 8 Geschützen mit Schrapnells beschossen. Um dem beschießenden „Feind“ die Sache nicht zu leicht zu machen, wurde der Ballon, sobald es den Anschein gewann, als ob die Batterie sich eingeschossen hätte, ein wenig in der Lage verändert. Das Resultat war, das bald 80 Schrapnells verfeuert waren, der Ballon aber so ruhig wie zuvor schwebte. Von 10.000 Kugeln und Sprengstücken hatten ihn drei ein wenig verletzt, was seinen Auftrieb nicht im geringsten störte.

Wie viel Löcher in der Tat ein Luftballon vertragen kann, haben Schießversuche aus nächster Nähe gelehrt. Ein 400 m hoch schwebender stillstehender Fesselballon sank langsam nach 16 Schüssen, von denen 10 getroffen hatten. Ein anderes Mal aber sank er nicht, obwohl ihn schon 18 Sprengstücke zerrissen hatten. Bei sehr glücklichen Treffern kann es freilich auch schneller gehen: einmal hielt der Ballon 40 Schuß aus, der 40igste war der Erste, der traf, aber so wirksam, daß der Ballon sofort und schnell sank. Als man den Geflickten 800 m hoch schweben ließ, brauchte er 65 Schüsse aus weniger als 4 km Entfernung, der Letzte brachte ihm zwei lange Risse bei und machte ihn schnell sinken.

Es müssen eben schon immer unglückliche Streifschüsse sein, die die Hülle mehr schlitzen als löchern, wenn sie dem Ballon ernsthaften Schaden zufügen sollen. An gewöhnlichen Löchern kann er eine ganze Portion vertragen, und in der Hand geschickter Aeronauten, die den Feind nicht erst zum Einschiessen gelangen lassen, ist der Kriegsballon fast unüberwindlich. B.W. 1896

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Zur Erfindung des Herrn E. Berliner, 1890

Wir hatten, durch die Güte des Erfinders, Herrn Emil Berliner, kürzlich Gelegenheit, auch das neulich hier erwähnte Grammophon zu hören, und können nun bestätigen, daß der Apparat an sich, und obwohl noch Manches unfertig ist, mindestens ebenso viel leistet als der Edison´sche Phonograph.
Diesem ist er aber darin entschieden überlegen, daß die Töne so laut sind, daß sie einen großen Raum füllen, während man beim Phonographen nur dann etwas vernimmt, wenn man ein Hörrohr ans Ohr legt. Tut man beim Grammophon desgleichen, so ist die Stimme so stark, daß Einem die Ohren nach kurzer Zeit beinahe wehe tun.

Vorzüglich war vor allem der Vortrag des altbekannten Kanons: „Oh wie wohl ist mir am Abend“, sowie eines Trompetensolos, weniger gelungen dagegen die Gesangs- und Klavierstücke.

Zwar ist die Klangfarbe der menschlichen Stimme und des Pianofortes deutlich zu erkennen, sie hat aber eine gewisse Beimischung vom Trompetenhafte, was aber nicht dem Grammophon an sich, sondern dem trompetenartigen Schalltrichter zuzuschreiben ist, welcher die Töne verstärkt und erst einer größeren Zuhörerschaft verständlich macht. Sicherlich gelingt es dem Erfinder, diesem Übelstande abzuhelfen. 1890

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Die Erfindung, 1920

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Beim Reichskanzler ließ sich jüngst ein Ingenieur melden. Er habe eine Erfindung gemacht, die den raschen Aufstieg Deutschlands so gut wie garantiere. Da diese Herren sehr viel von Phantasten überlaufen werden, so ließ ihn der Reichskanzler abweisen. Weil aber der Erfinder versprach, sofort den Beweis seiner Behauptung zu erbringen, so ließ sich der Chef der deutschen Diplomatie doch herbei, den Erfinder vorzulassen.Ein unscheinbares Männchen, in dessen Kopfe jedoch ein paar intellegente, etwas mit Spott gemischte Augen saßen, schob sich in… Read more.

Besondere Frauen: Alice Salomon, 1906

Alice Salomon, bekannt in der deutschen Frauenbewegung dadurch, daß sie als Vorsitzende der Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit in Berlin mit großer Tatkraft und tiefem Verständnis auf dem Gebiete der Armenpflege und der Arbeiterinnen tätig ist, promovierte kürzlich zum Dr. phil. an der Berliner Universität.
Alice Salomon ist die Verfasserin vom zweiten Teil des „Handbuchs der Frauenbewegung“, herausgegeben von Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine Sammlung von Vorträgen, die sie hielt, ist unter dem Titel: „Soziale Frauenpflichten“ erschienen. Alice Salomon gehört dem Vorstand des Bundes Deutscher Frauenvereine als protokollierende Schriftführerin an.

Der Phono­graph als Lehrmittel, 1911

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Der Phonograph beginnt allmählich nicht nur Unterhaltungs-, sondern auch Lehrmittel zu werden. Die guten Erfolge, die man mit den phonographischen Aufnahmen der Stimmen berühmter Sänger und Sängerinnen erzielt hat, veranlassten die Wissenschaft, sich dieses eigenartigen Modeinstrumentes zu Forschungszwecken zu bedienen. Man kann dieserart seltene Dialekte festhalten, sprachpsychologische Studien über die Lautformationen bei wilden oder halbbarbarischen Völkern mit Muße anstellen und so vieles andere mit Hilfe der phonographischen Lautwiedergabe genauestens beobachten. Jetzt dient der Phonograph auch zur Abrichtung von Papageien. In… Read more.

Auto­mobilismus und Behörde, 1910

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Das Kraftfahrzeug als ein gefährlich Ding Das Automobil ist nun doch einmal eine Maschine, und zwar eine recht komplizierte Maschine, und wenn es heute sogar unseren deutschen Automobilbesitzern, die sich täglich ihres Kraftwagens bedienen, ich darf ruhig sagen - leider - eine ganz erhebliche Anzahl gibt, die von dem Wesen und der Konstruktion des von ihnen benutzten Fahrzeuges keine Ahnung haben, und die sich in jeder Beziehung auf ihren Chauffeur verlassen, dann darf es nicht wundernehmen, wenn unsere Richter und… Read more.

Bei- und Spitznamen in der öster­reichisch-ungarischen Armee, 1914

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Von Kellnern, Edelknaben, Mostschädeln und Stierwaschern... Wenn im gewöhnlichen bürgerlichen Leben der Humor schon den Sorgenbrecher darstellt, der imstande ist den Menschen zeitweise über den Ernst des Lebens hinwegzuhelfen, dann ist der Humor für den Feldsoldaten erst recht diejenige Stimmung, die ihn stärkt und ihn mit Frische und Strammheit, mit Elastizität und guter Laune durchtränkt, wenn der Ernst des Krieges auf ihn einstürmt.Der Humor unserer Soldaten äußert sich zunächst in den Spitznamen, die sie den einzelnen Regimentern verliehen haben. Diese… Read more.

Besondere Frauen: Ida Maria Böhme, 1914

Die Näherin Frau Ida Marie Böhme aus Gröba bei Riesa in Sachsen ist die Erfinderin des betäubenden Pulvers, das jetzt mit großem Erfolge zur Füllung von Artilleriegeschossen benutzt wird.
Engländer und Franzosen sind seit langer Zeit bemüht ähnliche Geschosse herzustellen.

Frau Böhme, deren Erfindung bereits vor Jahren vom preußischen Kriegsministerium erworben wurde, war eine einfache Näherin und beschäftigte sich viel mit Erfindungen um ihre finanziell ungünstige Lage zu verbessern. 1914

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Zur Historie der Rauch­verbote

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Es ist gerade fünf Jahre her, seitdem in sämtlichen Moscheen von Marokko ein Schreiben des Sultans verlesen wurde, welches seinen Untertanen, den Ein- und Verkauf von Tabak und selbstredend auch das Rauchen bei sonstiger schwerer Ahndung untersagte. Gleichzeitig wurde das Staats-Tabakmonopol abgeschafft, alle maurischen Tabakläden wurden geschlossen und große Quantitäten von "Kief", getrocknete Blüten einer Hanfart, welche die Marokkaner leidenschaftlich gerne rauchen, öffentlich verbrannt. In Folge dessen entstand in Tanger ein Tumult, der damit endete, daß über 200 Personen ins… Read more.

Mineral­wasser-Kuren zu Hause, 1890

Nachdem es durch fortwährend bessere Füllmethoden endlich gelungen ist, die Mineralwasser in Glasflaschen jahrelang ohne Schädigung ihrer Eigenschaften aufzubewahren, hat denn auch der Mineralwasser- Versand einen nie geahnten Aufschwung genommen.

Samol, gegen Nervenschmerzen, Rheumatismus.... Reklame

Nur begüterte Menschen konnten sich früher die Wohltat einer Mineralwasser-Kur durch kostspielige und dabei noch zeitraubende Badereisen erkaufen. Heute dagegen ist es fast jedermann möglich zu Hause, ohne Berufsstörung, die ihm vom Arzt verordnete Trinkkur durchzuführen.

Von deutschen Quellen, welche ausschließlich medizinischen Zwecken dienen, sind an erster Stelle zu nenen die Quellen von Ems, Friedrichshall, Kissigen, die Kronenquelle in Salzbrunn und die Wildunger-Quellen, deren Versand sich auf mehrere Millionen Flaschen jährich beziffert.

Bemerkenswert ist, daß die jüngste der genannten Quellen, die Kronen-Quelle, welche erst seit dem Jahre 1881 verschickt wird, im vergangenen Jahr schon mit einem Versande von 800.000 Flaschen debütierte! Diesen geradezu einzig dastehenden Erfolg verdankt die Kronen-Quelle wohl zumeist ihrer Haltbarkeit sowie dem Umstande, daß sie vornehmlich eine der verbreitesten und gefürchtesten Krankheiten – die Gicht – mit Erfolg bekämpft. Frühjahr 1890

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Englische Kranken­pflegerinnen, 1904

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Certificated Nurse und Matron

Die Entwicklung einer organisierten weiblichen Krankenpflege in Großbritannien geht auf kriegerische Ereignisse zurück und knüpft wesentlich an den Namen der Florence Nightingale an.Sie hatte sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit den Krankenpflege-Einrichtungen in Paris und in der Diakonissenanstalt zu Kaiserswerth vertraut gemacht und dann - als erste Frau - die Leitung eines Krankenhauses für Gouvernanten in London übernommen. Ihre mustergültige Tätigkeit daselbst in London unterbrach der Krimkrieg, der ihr größere Aufgaben zeigte. Mit 50 von ihr ausgebildeten Pflegerinnen… Read more.

Das Aeroplan­roulette, 1912

Ein interessantes Roulettespiel scheint sich jetzt in den Pariser Spielsalons einzubürgern. Es ist das „Aeroplan-Roulett“, das in der Hauptsache in einem geschickt gemachten, durch mehr oder minder starke Umdrehungen in rotierende Bewegung zu bringenden Mignon-Flugapparat und einem, in 6 Teile sich gliedernden Kreise besteht, auf dem das Flugzeug dann landet. Die 6 Teile des Kreises sind nach den hervorragendsten europäischen Staaten benannt. Landet der „Rouletteaeroplan“ auf dem Abschnitt Frankreich, so hat beispielsweise der- oder haben diejenigen gewonnen, die auf Frankreich gewettet hatten.

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Kriegs­­erklärungen in alter und neuerer Zeit, 1914

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Vom Jagen eines Widders ins feindliche Gebiet bis zur förmlichen Kriegserklärung moderner Zeiten Die Wurzel alles politischen Lebens in seiner ursprünglichen Form war von Anfang an die Verteidigung gegen äußere Feinde. Wir wissen, daß Volksstämme, die sonst in grauer Vorzeit noch keinerlei Zusammenhang untereinander hatten, zu engerem Zusammenschluß getrieben wurden, sobald ein Feind ihre Sicherheit bedrohte, ihr Eigentum zu rauben und ihre Weideplätze und Jagdgründe selbst ausnützen wollte. In solcher Gefahr wählten die Krieger den tapfersten und stärksten zu ihrem… Read more.

Kommentar zur Salzburger Kunst­ausstellung, 1906

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Heinrich Knirr Man darf von Ausstellungen in Provinzstädten natürlich nicht erwarten, daß sie ein Bild des allerneuesten Entwicklungstadiums der Kunst darbieten, sondern wird es zu würdigen wissen, wenn man darin gute Malerei oder Plastik überhaupt findet, ob nun älterer oder neuerer Richtung.Einen Vorzug hat eine Ausstellung in einer Stadt wie Salzburg immer: sie ist nicht überfüllt; man kann infolgedessen leichter zu einem innerlichen Kunstgenuß kommen als in einer großen internationalen Ausstellung; zudem sind die sieben Kabinette bei aller Einfachheit recht… Read more.

Fr Opel, Siegerin im Tourenfahren

Sporting-Lady von Opel, 1906

Fr. Opel aus Rüsselsheim, eine bekannte Sporting- Lady, ist jüngst wieder aus einem Tourenwettfahren mit dem von ihr gelenkten Automobil als Siegerin hervorgegangen.
Es sei hier bemerkt, daß die Familie Opel längst als eine hochsportliche zu Ruf gelangt ist. So stellte sie vor anderthalb Jahrzehnten auf einmal gleich drei deutsche Meisterfahrer im Radsport. Zwei von diesen Brüdern, und zwar Heinrich und Fritz Opel, haben auch in Wien sportliche Lorbeeren gepflückt. 1906

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Besondere Frauen: Nanni Kuhn, 1914

Schwester Nanni Kuhn, die Tochter eines Majors, erhielt die würtembergische Tapferkeitsmedaille für ihr heldenhaftes Verhalten bei der Krankenpflege an der Westfront.

Schwester Kuhn hat bereits den Krieg gegen die aufständischen Hereros in Deutsch-Südwestafrika im Jahre 1904 mitgemacht. Sie ist zur Zeit als einzige Krankenschwester in einem Feldlazarett an der Westfront tätig. 1914

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Bericht vom Salzburger Musikfest, 1906

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Fr. Lili Lehmann Den zahlreichen Festen, womit die Kulturwelt den hundertfünfzigsten Geburtstag Mozarts gefeiert hat, wurde mit dem diesjährigen Salzburger Musikfeste der würdigste Abschluß bereitet. Es waren herrliche Tage, die vom 14. bis 20. August eine auserlesene Anzahl Künstler und eine tausendköpfige Schar von Musikfreunden, beide international im schönsten Wortsinne, an den Ufern der Salzach vereinigten. Die Darbietungen selbst waren fast ausnahmslos der hohen Gelegenheit würdig. Unter den Mitwirkenden muß in erster Reihe Fr. Lili Lehmann*  genannt werden, deren geistvoller… Read more.

Ein neuer Aeroplan Weltrekord, 1909

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Die Aeronautic scheint dermal alle Welt zu bewegen... Ein neuer Aeroplan Weltrekord wurde am 7. August 1909 von Roger Sommer auf den Feldern von Châlons in Frankreich aufgestellt. Flugzeughanger auf den Feldern von Châlons Roger Sommer gelang es, mit einem Zweidecker der Type Farman einen ununterbrochenen Flug von 2 Stunden 27 Minuten und 15 Sekunden zu vollführen und damit den berühmten Rekord von Wilbur Wright um 7 Minuten zu drücken. Siehe auch Roger Sommer Auch Roger Sommer benutzte, gleichwie Blériot, dessen… Read more.

Ein Blick auf Industrie und Handel, 1891

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Beginnend mit den Handelsverträgen, welche Deutschland als Zollvereinsstaat in den 1860er Jahren mit England und Frankreich abschloß, gelangte es zu einer auffälligen und stetigen Entwicklungvon Handel, Industrie und Gewerbe. Der Krieg von 1866 änderte daran so gut wie gar nichts. Anders der große Krieg von 1870 mit seinen mächtigen politischen und militärischen Erfolgen. Nach seiner Beendigung strengte die Industrie sich übermäßig an; denn es floß durch die französische Kriegsentschädigung enorm viel Geld ins Land; dies kam zunächst dem Geldmarkt zugute,… Read more.

Verkehrschilder in Amerika, 1912

Es gibt eine Kurve auf der größten Automobilstraße in Illinois, die schon unzähligen Automobilisten zum Verhängnis geworden war.

Sie kamen in ihrem Ford herangeprescht wie der Wind, und das ging so lange gut, bis die Kurve erschien, welche die meisten einen Abhang von fünfzehn Meter Höhe hinabbeförderte. Da stellte der Staat Warnungstafeln auf. Und seit der Zeit kommen an der Kurve durchaus keine Unfälle mehr vor.

Was steht auf den riesigen Warnungstafeln?
Auf der ersten, dreißig Meter lang, steht bloß: „Achtung!“
Auf der zweiten dasselbe Wort.
Auf der dritten: „Kurve kommt!“
Dann: „Lebensgefahr!“
Und auf der letzten: “ Die Bestattungskosten sind im Voraus zu bezahlen!“

Der Schauerlichkeit dieses Arguments können sich auch die wildesten „Autler“ nicht verschließen….; 1912

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Das photo­graphische Panorama, 1898

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Der Erfinder der modernen großen Panoramen oder Rundgemälde war Professor Breisig in Danzig, und das erste in großem Maßstabe hergestellte Panorama das des Schotten Robert Parker, welches 1787 in Edinburgh gezeigt wurde. Die Franzosen Pierre Prévost und Chr. Langlois errichteten in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts zwei Gebäude für Panoramen, deren Durchmesser sie auf 32 und 35 Meter steigerten. Der Engländer Burton überbot sie mit einem 1829 in London erbauten von 38 Meter, Hittdorf in Paris mit einem von 42… Read more.

Wiener Theater­­leben, 1890

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Der März 1890 hat uns ziemlich bewegte Theaterwochen gebracht. Im Theater an der Wien gastieren die "Münchener", im Carl-Theater Herr Schweighofer, im Deutschen Volkstheater Herr Mitterwurzer, in der Hofoper sang Fr. Sthamer-Andriessen einige Rollen der Frau Materna, als deren Nachfolgerin sie in Aussicht genommen ist, und im Burgtheater - ja da ist jetzt Urlaubszeit. Herr Robert, Herr Hartmann und Frau Hohenfels sind zur gleichen Zeit beurlaubt, ihnen folgt alsbald Herr Sonnenthal, der uns für sieben Wochen verläßt, und dessen Schicksal… Read more.

Überaschen Sie Ihre Lieben

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und schenken Sie Ihnen jetzt, besonders der heranwachsenden Jugend, das Gloria-Victoria-Album, das Nachschlage- und Postkarten-Sammelwerk des Völkerkrieges. Preis des Albums mit Kriegskarte: 5.- Mark. Raum für 800 – 1000 Gloria-Victoria und Feldpost-Karten. Alle wichtigen Kriegsereignisse sind meist nach Originalazfnahmen aus dem Felde auf Postkarten in Serien dargestellt, die nach einem gef. gesch. System zu den im Album befindlichen Texten an Hand der vorzüglichen Kriegsschauplatzkarte aller Fronten gesammelt werden. Senden Sie einige Serien von Gloria-Victoria-Karten der entsprechenden Kriegsschauplätze an Ihre Angehörigen im Felde. Die beschriebenen, mit dem Feldpoststempel versehenen Karten erhalten hohen Sammelwert und gestalten das Album zu einer besonders wertvollen Erinnerung für jede Kriegerfamilie. Bezug durch den Buchhandel und die Kriegshilfe München-Nordwest. Für Österreich-Ungarn hat das k.k. Kriegsministerium (Abt. Kriegsfürsorgeamt) eine eigenen Ausgabe des Werkes veranstaltet. Wien IX, Bergasse 16. Kriegshilfe München-Nordwest, Postscheckkonto München N. 5825

Deutscher Verein für Versicherungswissenschaft:

Aus dem in der diesjährigen Mitgliederversammlung von Professor Dr. Manes erstatteten Jahresbericht ging hervor, daß sich der Verein ungeachtet des Krieges weiter gut entwickelt hat. Direktor Dr. Giemkievicz-München berichtete über die künftige Behandlung der Kriegsgefahr in der deutschen Lebensversicherung. er schilderte die neu aufgestellten Musterbedingungen für die Übernahme und Deckung der Kriegsgefahr, die von dem Grundsatz ausgehen, daß bei allen künftig zum Abschluß kommenden Lebensversicherungen die Kriegsgefahr ohne weiteres in die Versicherung eingeschlossen werden soll, so daß jeder, dessen Leben künftig versichert wird, damit zugleich auch gegen die Gefahr der Kriegssterblichkeit Deckung erhält.

In der angeregten Erörterung sprachen sich einige Herren gegen diese Regelung aus, vertraten vielmehr den Standpunkt, daß das erheblich erhöhte Risiko der Kriegsgefahr von den Kriegsteilnehmern getragen werden müsse. Demgegenüber wurde vom geheimen Regierungsrat Direktor Samwer-Gotha und Direktor Dr. Bischoff-Leipzig aus allgemeinen wirtschaftlichen und praktischen Gründen der von dem Berichterstatter befürwortete allgemeine Entschluß der Kriegsgefahr in die Lebensversicherung unterstützt.

Exzentrische Frauen, 1891

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Man hört so oft und so viel von exzentrischen Frauen sprechen, daß es sich wohl der Mühe lohnt, dieser, wie es heißt, alltäglichen Erscheinung etwas näher zu treten. Natürlich lohnt sich da zunächst die Frage, was unter "exzentrisch" zu verstehen sei: "Aus dem geistigen Mittelpunkte getreten sein und sich durch Handlungen bemerkbar machen, welche durch ihre Seltsamkeit und Außergewöhnlichkeit überraschen, ja befremden."Im Grunde genommen, sind alle Frauen mehr oder weniger exzentrisch, allein die Exzentrizität wird zumeist als eine Eigenschaft der Engländerinnen… Read more.

Verstellbare Schiene für Knochen­brüche, 1899

Bei der gegenwärtig sich immer weiter ausbreitenden Vorliebe für Sports aller Art mehren sich natürlich auch die Unfälle, unter denen einfache Knochenbrüche zu den häufigsten gehören. Hierbei ist es höchst wichtig, daß das gebrochene Glied möglichst bald ordentlich eingerichtet und geschient werde. Die bisherigen Schienen litten an dem Übelstande, daß sie nur für eine bestimmte Größe passen; ist gerade die erforderliche Länge nicht zur Hand, so wird viel kostbare Zeit mit der Zurichtung der Schiene verloren.

Schiene für Knochenbrüche

Daher ist es als ein willkommener Fortschritt zu begrüßen, daß neuerdings eine Schiene erfunden worden ist, die man vermöge ihrer praktischen Einrichtung schnell und leicht für jedes Glied und jede beliebige Länge passend einstellen kann. Dies geschieht, wie unser Bild zeigt, durch eine sinnreiche Verbindung zweier Schienenstücke mit einer Gelenkstange, die in entsprechender Weise durch passende Klemmschrauben an den Schienen befestigt wird. Das Bild gibt sowohl die einzelnen Teile dieser neuen Schiene, wie die Art ihrer Anlegung wieder.

Das Material, Aluminium, hat nicht nur den Vorzug großer Leichtigkeit, sondern auch den, daß es für die Röntgenstrahlen völlig durchdringlich ist, man also mittels dieser, ohne den Verband abnehmen zu müssen, noch nachträglich untersuchen kann, ob die Bruchenden genau aufeinander passen und keine Splitter in der Wunde sind. F. Z. 1899

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Milde Gaben für unsere Telefon­damen,1912

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 Leider reicht der enge Raum unsrer Zeitschrift nicht aus, unserer Meinung über das Wiener Telefon einigermaßen erschöpfend auszusprechen. Auch ist der Wortschatz der deutschen Sprache zu gering, um für diesen jämmerlichsten aller Zustände auch nur ein Halbdutzend wirklich charakterisierender Ausdrücke zu finden. Die wenigen, die es gibt, muß man als Mensch von Art und Sitte füglich meiden. Aber da wir uns einmal mit dem Wiener Telefon zu befassen begonnen haben, gedenken wir, um den Interessen Tausender zu dienen, auch in… Read more.

Mißliebig­keiten im Bahnwesen, 1912

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Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Das heißt, soweit ihm der Ärger nicht die Sprache verschlägt. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Das heißt, soweit ihm der Ärger nicht die Sprache verschlägt. Wenn wir schon hundertfach gerügte Mißbräuche unsres Bahnverkehrs wieder einmal zur Diskussion stellen, so geschieht das nicht in der Hoffnung, dadurch eine Besserung herbeizuführen. Allzu gut wissen wir, daß der Schlendrian und die Schlamperei erst gründlich Bankrott erleiden müssen, ehe… Read more.

Über Automaten, 1890

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Der Automat oder Selbstverkäufer von Davies & Pourtel in London: Derselbe liefert, vornehmlich Eisenbahnreisenden, gegen Einwerfen eines Geldstücks 30 Minuten lang das Licht einer kleinen elektrischen Glühlampe, die das Lesen im Eisenbahnwagen auch bei Nacht gestattet. Will man länger lesen, so wiederholt man die Gabe.

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Der ärztliche Automat oder automatischer Arzt: Man stelle sich einen Kasten mit den üblichen Öffnungen vor, deren Überschriften aber nicht auf Schokolade oder Zigarren, sondern auf die Namen der gangbarsten Krankheiten lauten. Man steckt ein Geldstück ein und erhält eine Schachtel Pillen oder Zeltchen, welche die betreffende Krankheit unfehlbar aus der Welt schaffen. Natürlich eine amerikanische Erfindung.

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Die Besitzer der Automatenbuffets gegen die Gastwirte: Es hat den Herren Gastwirten beliebt, bei der Statthalterei über das Überhandnehmen der automatischen Buffets Beschwerde zu führen, weil nach ihrer Ansicht durch den Automatenbetrieb das Gastwirtschaftsgewerbe tief geschädigt wird. In dem Sinne führen auch wir Klage gegen die lästige Konkurrenz, die uns die Besitzer von Gastwirtschaften bereiten; da das Streben dieser Wirte dahin zielt, ihr Publikum und ihre Stammgäste durch prompte Bedienung und Verabreichung von billigen Speisen und Getränken –  wie es gewöhnlich in den Ankündigungen heißt –  an ihre Lokale zu fesseln, statt ihre Gäste durch Unaufmerksamkeit und schlechtes Essen und Trinken uns in die Arme zu treiben. So glauben wir im Rechte zu sein, wenn wir in dem Bestreben der Wirte, ihre Gäste um jeden Preis zufrieden zu stellen, eine unsere Interessen durchkreuzende Konkurrenz zu erblicken.

Die Besitzer der automatischen Buffets, Wien 1899

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Ein Frauenmord in Ottakring! 1898

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Das Zimmer der Franziska Hofer

Man erinnert sich wohl noch der Schreckenszeit in London, in welcher Jack der Aufschlitzer sein Unwesen trieb. Der kolossale Polizeiapparat dieser ungeheureren Millionenstadt wurde bei Tag und Nacht aufgeboten, um des unheimlichen Gesellen, der sich das Morden zum Vergnügen machte, habhaft zu werden. Das Zimmer der Franziska Hofer Aber Jack, der Aufschlitzer,schien im Besitze einer Tarnkappe zu sein, die ihn dem aufgebotenen Detectivheer unerreichbar machte. Ja, Jack begann schließlich die Londoner Geheimpolizei förmlich zu necken, indem er ihr vor jedem… Read more.

Staub­verhütung auf Straßen, 1907

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Es wird sich noch zeigen, welche Ansicht sich durchsetzt! Die Klagen über den Automobilunfug mehren sich von Tag zu Tag, und das Ergebnis der letzten Wettfahrten ist beispielsweise ein solches gewesen, daß die allgemeine Stimmung jetzt gebieterisch fordert: Es dürfen Automobilrennen auf öffentlichen Straßen überhaupt nicht mehr gestattet werden! Gewiß mag man dem Sport in vernünftigen Grenzen sein Recht lassen, obwohl - wie die Nationallib. Korrespondenz mit Recht betont - es sich dabei bisher in der Hauptsache doch nur um… Read more.

Geheimmittel aus neuerer Zeit, 1907

Leider fällt das Publikum trotz aller Bemühungen von Ärzten und Behörden, es über den Schwindel aufzuklären, den die Geheimmittelfabrikanten treiben, noch immer auf die geschickt und in großem Umfang betriebenen Reklamekünste herein, und so darf man sich nicht wundern, zahllose derartige Mittel gegen alle möglichen Krankheiten und Leiden anzutreffen.


Da ist zum Beispiel ein in allen verbreiteten illustrierten Zeitschriften wiederkehrendes, eine halbe Seite einnehmendes Inserat, in dem Dr. Hartmann´s „Antineurasthin“ („Nervennahrung“) gegen alle erdenklichen Gehirn- und Nervenleiden empfohlen wird. Für 3 Mark erhält man eine Blechdose mit 24 runden, je 2g schweren Pastillen. Sie bestehen im Wesentlichen aus einer Mischung von trockenem Eigelb, Milchzucker und Kleber mit wenig Stärke, Dextrin und aromatischen Geschmacksverbesserern. Das diese Pastillen bei einigermaßen ernsten Nervenerkrankungen einen positiven Heilwert haben ist ganz ausgeschlossen. Ein gewisser Nährwert soll dem Präparat nicht bestritten werden, nur ist es jedenfalls sehr viel nützlicher, sich für 3 Mark frische Eier zu kaufen, die durch ihren Gehalt an Lezithin für nervös Geschwächte unter Umständen den Wert eines diätetischen Heilmittels für sich beanspruchen können.

Von einer Firma Siegmund Lewin&Co wird neuerdings eine „Nervenheilzigarre“ als vorzügliches Mittel gegen Schlaflosigkeit, Kopfschmerz und andere nervöse Erscheinungen in den Handel gebracht und sogar von einem Arzt empfohlen. Der Vertrieb erfolgt durch Zigarrengeschäfte. Die Untersuchung ergab, daß es sich um Zigarren mittlerer Qualität handelt, die eine Behandlung mit einer Bromverbindung erfahren haben. Jede Zigarre im Gewicht von 4g enthielt durchschnittlich 0,091g Brom; davon gingen nur minimale Mengen (je 0,0026g) in den Rauch über. Von einer heilkräftigen Wirksamkeit so geringer Brommengen kann natürlich nicht die Rede sein.

Besonders gut zu rentieren scheint sich das Geschäft mit angeblich elektrischen Apparaten nach Art der früher mit viel Reklame empfohlenen „Krankenschwester-Volta-Uhr“ oder dem „Elektro-Volta-Kreuz„. Jetzt sind es angeblich elektrische Gürtel und elektrische Ketten, ein elektrischer „Regenerator„, elektrische Frottierapparate ect. denen mit unglaublicher Frechheit die erstaunlichsten Heilerfolge beim bloßen Tragen auf dem Körper von Seiten ihrer Verkäufer nachgesagt werden. Die durch alle diese verschiedenen Apparate am Körper erzeugten Ströme sind so gering, daß von irgendeiner Heilwirkung durch dieselben keine Rede sein kann. Und selbst diese schwachen Ströme verlieren sich bald, wenn der Apparat einige Zeit getragen ist. Dabei ist der Preis für diese Wunderdinge ein schwindelhaft hoher, für Einzelne von Ihnen, besonders die von England und Frankreich her empfohlenen, werden bis 200 Frcs verlangt. 1907

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Das kalte Licht, 1899

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Das kalte Licht des M. Moore

Bei allen unseren Beleuchtungsarten, mögen sie heißen wie sie wollen, ist die Verschwendung an Brennstoff oder, wie beim elektrischen Licht, an Kraft eine ungeheure; indem anstatt Licht auch in hohem Maße Wärme entwickelt wird. Kapelle mit dem kalten Licht des M.Moore Bei einer Petroleumlampe zum Beispiel werden 99 Prozent der durch die Verbrennung erzeugten Gase in Wärme, nur 1 Prozent in Licht verwandelt; beim Leuchtgas beträgt das Verhältnis von Wärme und Licht 98½ Prozent zu 1½ Prozent; selbst bei der… Read more.

Bemerkens­werte Todesanzeige, 1913

Ein Leser übermittelte der Prager „Boh.“ eine originelle Waldmeister Todesanzeige, die ein Heger anläßlich des Ablebens seines Försters erließ:

Waldmeister

„Auch mache ich die vom tiefsten Schmerz gebeugte Anzeige, daß unser 22 Jahre langer Förster an der Kurzsichtigkeit seines Herrn plötzlich verstorben ist und nach zwei Stunden bereits tot war, da ihn der Herr Baron bei der Jagd ungerechterweise angeschossen. Der so schwer Getroffene, dem in seinem ganzen Leben so etwas nicht passiert ist, befindet sich nun im größten Elende, denn er hinterläßt eine Witwe von fünf unversorgten Kindern, wovon das älteste bestimmt ist, auch Förster zu werden, und den Jagdherrn einst in gleicher Weise zu bedienen.“

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Bemerkungen zum Velociped, 1883

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Tricycle, gewöhnlicher Sitz des Reiters Die erste Grundlage zur Konstruktion des Velociped hatte 1817 der Oberforstmeister Freiherr von Draise in Ansbach mit der von ihm konstruierten Draisine gelegt, welche indes vorzugsweise bei Neubauten von Eisenbahnen zur Beförderung der Ingenieure auf solchen Strecken Verwendung findet, die noch nicht von Dampfwagen selbst befahren werden.Das Vélocipède, zuerst französisch, jetzt allgemein verdeutscht, ohne die Accents und das angehängte "e" geschrieben, verdankt in der dem Principe nach jetzt noch gebräuchlichen Form, seine Entstehung dem Pariser… Read more.